Düsseldorf "Die Tante ist ganz mein Ding"

Düsseldorf · Der Schauspieler Markus Majowski spielt im Theater an der Kö die Titelrolle in der Komödie "Charlys Tante".

Es ist nicht nur das Kleid, das Markus Majowski Abend für Abend zur Frau macht. Was braucht der Schauspieler sonst noch, wenn er sich bei "Charlys Tante" im "Theater an der Kö" vom Tierpfleger im Zoo zur südamerikanischen Millionärswitwe wandelt? "Lippenstift, Konturenstift, Kajal für den schwarzen Schönheitsfleck, Schminke zur Betonung meiner Augen", zählt er auf. "Großzügig wird grüner Lidschatten verteilt, er öffnet den Blick. Und ich trage eine blickdichte Strumpfhose. Sie macht einen schlanken Fuß, damit sehe ich wahnsinnig sexy aus." Doch selbst mit diesen optischen Attributen ist es noch immer nicht getan. "Ich brauche den Mut, mit meiner Stimme ins Falsett reinzugehen", ergänzt er. "Die Not, in die dieser Mensch gerät, nur weil er zwei jungen Männern aus der Patsche helfen will, muss ich glaubhaft verkörpern. Denn darüber soll das Publikum ja lachen."

Das alles gelingt Markus Majowski bravourös. "Wir werden jeden Tag spürbar feiner und leichter", sagt er nach dem gerade bewältigten Silvester-Marathon mit drei Vorstellungen hintereinander. Die letzte mit einer Unterbrechung um Mitternacht, um mit den Zuschauern das neue Jahr zu begrüßen. Seine aus Berlin angereiste Frau Barbara und Sohn Julius (11) waren auch dabei. Wie hat sich der Schauspieler zwischen den Aufführungen für die jeweils nächste motiviert? "Ich saß mit der Gewandmeisterin hinter der Bühne, wir fönten gemeinsam mein Kleid. Das Kostüm muss angenehm warm sein, damit ich mich wohlfühle. Dann kurz die Füße hoch, ein Tee und ein kleines Nickerchen. Ich kann für wenige Minuten in einen Tiefschlaf fallen. Wenn einem das gelingt, ist es ein Geschenk."

Vor zehn Jahren hat Markus Majowski an einem Berliner Theater schon einmal "Charlys Tante" gespielt. Damals war gerade sein Sohn geboren. "Toll", hatte seine Frau gescherzt, "das Erste, was das Kind sieht, ist ein Vater in Frauenkleidern." Als Regisseur René Heinersdorff ihm in seiner neu geschriebenen Fassung die Hauptrolle anbot, musste er nur kurz nachdenken. "Sie war toll und überzeugte mich sofort. Die Tante, die ist ganz mein Ding. Ich mag es sehr, dieses resolute Weibliche zu spielen und die männlichen Schwächen sichtbar zu machen."

Trotz vieler Theater-Engagements (darunter bei den "Nibelungen-Festspielen" in Worms) fand der Schauspieler immer wieder Zeit für Film und Fernsehen. Man kennt ihn aus Serien wie "Schwarzwaldklinik", "Die Rote Meile" oder "Der letzte Zeuge", aus Filmen wie "Rossini" und "Late Night", und nicht zuletzt aus dem Werbespot für die "Telekom".

Ein Komödiant, der sein Talent, andere zum Lachen zu bringen, früh entdeckte. "Ich war ein fröhliches Kind und merkte schnell, dass ich mit meiner Art, Geschichten zu erzählen, Gefallen fand", erzählt er. "Weil ich nicht cool und sportlich war, sondern Gedichte schrieb und eine wahnsinnig romantische Ader hatte, musste ich mich anderweitig behaupten, um nicht zum Außenseiter zu werden."

Kurz vor dem Abitur wollte er die Schule schmeißen und sich in Avignon dem Theater von Ariane Mnouschkine anschließen. "Ich war verliebt in Molière und wäre gern ein wandernder Schauspieler geworden. Mein Vater bremste mich aus. Er versprach, mir nach dem Abi eine exzellente Ausbildung zu ermöglichen."

Erwähnt er seinen Vater Heinrich, der als Cellist bei den Berliner Philharmonikern musizierte, wird Markus Majowski ganz weich. Er hat ihn für seine Begabung bewundert und auch ein bisschen beneidet. "Als er viel zu früh starb, war ich erst Mitte 20", sagt er. "Seinen Tod konnte ich lange nicht verwinden." Daraus resultiert auch sein Engagement als Ehrenbotschafter beim Bremer "Zentrum für Trauernde Kinder". Die so lange geplante Reise nach Polen - zurück zu den Wurzeln der eigenen Familie - konnte Markus Majowski mit seinem Vater nicht mehr verwirklichen. "Ich werde sie gemeinsam mit meinem Sohn machen", hat er sich vorgenommen.

(RP)
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