Düsseldorf Die Verwandtschaft macht Theater

Düsseldorf · Anna Kretschmer ist an der Seite ihres Onkels Sigmar Solbach in "Ziemlich beste Freunde" zu sehen. Das Stück wird ab morgen wieder in der "Komödie" gezeigt. Kretschmer bleibt dem Theater auch darüber hinaus erhalten.

 Anna Kretschmer und Sigmar Solbach. Er klärte sie über die Schwierigkeiten des Schauspieler-Berufs auf. Sie ließ sich nicht abhalten, erzählt er.

Anna Kretschmer und Sigmar Solbach. Er klärte sie über die Schwierigkeiten des Schauspieler-Berufs auf. Sie ließ sich nicht abhalten, erzählt er.

Foto: Bauer

Als Schauspieler Sigmar Solbach vor mehr als zwei Jahren in "Ziemlich beste Freunde" in der "Komödie" gastierte, besuchte auch seine Nichte Anna Kretschmer die herausragende Aufführung. Wie alle anderen ließ sie sich berühren von der Geschichte des gelähmten Adeligen, der durch seinen ruppigen Pfleger Driess die Lust am Leben neu entdeckt. Jetzt kehrt die erfolgreiche Inszenierung von Pia Hänggi für einige Wochen zurück. Wieder spielt Solbach den reichen, an den Rollstuhl gefesselten Grafen. Aber diesmal sitzt Anna Kretschmer nicht unter den Zuschauern. Diesmal steht die 33-Jährige in drei kleineren Rollen mit ihrem Onkel auf der Bühne: als Prostituierte, Galeristin und Brieffreundin.

Schon im Herbst war Kretschmer in Frankfurt für eine schwangere Kollegin eingesprungen. Wegbereiter war jedoch nicht Sigmar Solbach, sie hatte schon zuvor mit Regisseurin Pia Hänggi gearbeitet. "Gefragt habe ich ihn trotzdem", sagt sie. "Die anderen wollten wissen, ob es nicht komisch sei, dass ich als Prostituierte meinen Onkel anmache. Mir war das gar nicht aufgefallen." Sigmar Solbach fühlte sich gleich wohl neben Anna. "Dass sie mitspielt, ist mir eine familiäre und berufliche Freude", sagt er. "Auf der Bühne bleibt unsere Verwandtschaft aber außen vor."

Reinhard Kretschmer, der Bruder des Schauspielers, ist Professor für Tonsatz an der Musikhochschule Köln und wohnt mit seiner Familie in Leichlingen. "Wir stehen uns nahe und sehen uns regelmäßig", erzählt Sigmar Solbach. "Natürlich habe ich auch beobachtet, wie seine Kinder aufwuchsen." Anna äußerte schon früh den Wunsch, Schauspielerin zu werden. "Und ich erklärte ihr ganz genau, mit welchen Schwierigkeiten dieser Beruf verbunden ist", erzählt Solbach. "Damit ich herausfinde, ob es nur eine romantische Anwandlung ist oder ob sie es ernst meint. Sie ließ sich von mir nicht abhalten."

Nach dem Abitur absolvierte Anna Kretschmer ein zehnmonatiges Praktikum am Theater und wusste sich in ihrer Wahl bestätigt: "Ich hätte mir nichts anders vorstellen können." Ihre Großmutter, eine ehemalige Balletttänzerin am Münchner Gärtnerplatz-Theater, bestärkte sie. "Das hat sie schon bei mir so gemacht", sagt Sigmar Solbach.

Die Ausbildung an der Theaterschule Aachen kombinierte die Studentin mit Gesangsunterricht. Denn neben der Liebe zur Bühne gibt es auch jene zur Musik. Nach Geige, Klavier und Flöte fand sie schon als Kind zur Harfe und spielt sie bis heute - zuletzt Weihnachtslieder für ihre vierjährige Tochter Bella Luna.

Sie war an Theatern in Aachen, Frankfurt und Oldenburg engagiert, bei Festspielen und auf Tourneen. Wo ist ihr Zuhause? "Ich bin in München geboren und dann im Zickzack-Kurs durch Deutschland gezogen. Zuletzt war es eben Oldenburg." Dort hat sie gerade noch ein Studium in Germanistik, Kunst und Medien abgeschlossen. "Das habe ich in der Tasche. Ich hoffe, es bleibt vorerst auch drin", sagt sie und lacht.

Bis auf weiteres aber will sie spielen. Jetzt wird erst einmal Düsseldorf ihre neue Heimat: "Die Nähe zu meinen Eltern ist praktisch, schon wegen meiner Tochter." Und auch wegen der Arbeit. Denn nach "Ziemlich beste Freunde" bleibt Anna Kretschmer erstmal an der "Komödie", wo Pia Hänggi die Farce "Außer Kontrolle" von Ray Cooney inszeniert. Premiere ist am 24. Februar.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort