Düsseldorf Dieser König hat zwei Seiten

Düsseldorf · Maëlle Giovanettis große Stunde schlägt, wenn sie den kleinen Muck kräftig verspotten kann.

 Maëelle Giovanetti spielt die Rolle des Königs im Familienstück "Der kleine Muck" am Theater Central. Sie ist für den Gustaf nominiert.

Maëelle Giovanetti spielt die Rolle des Königs im Familienstück "Der kleine Muck" am Theater Central. Sie ist für den Gustaf nominiert.

Foto: Schauspielhaus

Fast 400 Schulkinder strömen an diesem Morgen um 9.45 Uhr ins Central. Gerade noch eine lärmende Meute, werden sie mucksmäuschenstill, als "Der kleine Muck" beginnt. Die mit pfiffigen Ideen gespickte Inszenierung entfaltet einen seltenen Zauber. Es macht pure Freude, wie das stürmisch aufspielende und auch für den Theaterpreis Gustaf nominierte Ensemble in schnellem Wechsel in immer neue Rollen schlüpft. Nur der kleine Muck (Teresa Zschernig) bleibt stets derselbe.

Als geldgierige Cousine und herzerweichend miauende Katze kann Maëlle Giovanetti noch nicht so richtig auftrumpfen. Ihre große Stunde schlägt mit ihrem Auftritt als König. Um Muck zu verspotten, wippt sie in der Hocke als Zwerg über die schräge Rampe und erntet dafür Gelächter.

"In diesem Moment spüre ich, wie das jeweilige Publikum drauf ist", sagt die Berlinerin. Der Regisseur hätte ihr für die Rolle keine Vorgaben auferlegt. "Er ließ mich machen. Mir war klar, dieser König hat zwei Seiten. Eine weiche, liebenswürdige. Und eine cholerische, weil er denkt, er müsse in seiner Position ein Tyrann sein."

Maëlle Giovanetti, Tochter einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters, kam mit Spielzeitbeginn nach Düsseldorf. Es ist ihr erstes festes Engagement nach der Folkwangschule, die sie 2012 abschloss. Danach drehte sie einige Kurzfilme und wirkte auch bei verschiedenen Theaterprojekten mit. So beispielsweise bei der "Rotkäppchen"-Inszenierung beim Asphalt-Festival, die jetzt ins Repertoire des Jungen Schauspielhauses einging. Das Angebot für ein Engagement machte Maëlle Giovanetti überglücklich. "Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Bei Dreharbeiten ist man für wenige Tage ganz euphorisch. Aber wenn dann nichts mehr kommt, kann das heftig an einem nagen."

Gänzlich unerwartet musste sie kurz vor Vertragsbeginn doch noch eine schwere Entscheidung treffen. "Ich bekam die Chance, für ein Jahr am berühmten Konservatorium in Paris zu studieren", erzählt sie. "Das ist das Mekka der französischen Schauspielkunst, da will jeder hin." Dennoch gab sie Düsseldorf den Vorzug und hat es nicht bereut: "Die Gewissheit, einen tollen Chef, ein tolles Ensemble und regelmäßig etwas zu spielen zu haben, wog schwerer."

Sie hätte sich inzwischen regelrecht in ihre jungen Zuschauer verknallt, begeistert sich Maëlle Giovanetti. "Ein so pures und direktes Publikum wünscht sich jeder. Die Bühne ist kein abgeriegelter Raum, es gibt Interaktionen. Das ist wie ein Fest." Mehr als 75 Aufführungen von "Der kleine Muck" liegen mittlerweile hinter ihr. "Ich lerne immer noch dazu. Es fühlt sich an wie Sport und macht noch immer großen Spaß. Jeden Tag probiere ich etwas Neues aus."

Spielfreudig war sie schon als kleines Mädchen. Sie verkleidete sich gern und schmetterte im lila Kleid Tina-Turner-Hits. Regelrecht gepackt vom Schauspieler-Virus wurde Maëlle Giovanetti in der Theater-Gruppe ihrer Schule, bei einem sehr deftigen, sogenannten Schenkelklopferstück, wie sie sich heute erinnert. Außerdem: "Es war, als würde ein Energieball zwischen mir und dem Publikum hin- und hergeworfen."

(gold)
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