Düsseldorf Dominique Horwitz weckt den Geist der Lyrik

Düsseldorf · Der Schauspieler erinnerte im Leo-Baeck-Saal an Nobelpreisträgerin Nelly Sachs.

 Dominique Horwitz erinnerte an Lyrikerin Nelly Sachs.

Dominique Horwitz erinnerte an Lyrikerin Nelly Sachs.

Foto: Hans-JuergenBauer

Dass Lyrik keineswegs aus der Mode gekommen ist, wie man zuweilen denkt, zeigte sich nun im Leo-Beack-Saal: Fast 200 Gäste waren gekommen, um Schauspieler, Sänger und Schriftsteller Dominique Horwitz zuzuhören. Der las auf Einladung der Jüdischen Gemeinde aus den Werken von Nelly Sachs. Die Dichterin wurde vor 50 Jahren mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

"Alles beginnt mit der Sehnsucht" hatten die Veranstalter die Lesung betitelt. Mit klarer und eindringlicher Stimme hauchte Horwitz Nelly Sachs' emotionalen Texten neues Leben ein. Fast glaubte man die Vögel aufsteigen zu sehen und die Kälte des Grabs zu erspüren, die Sachs in ihren Gedichten beschrieb. Horwitz, der in der Vorbereitung auf den Abend zu einer Verehrerin ihrer Kunst geworden war, erinnerte auch an das Leben der Lyrikerin.

Dem Konzentrationslager war die in Berlin geborene Jüdin in letzter Sekunde durch die Flucht nach Schweden entkommen, doch der psychische Druck der erlebten Schicksalsschläge machten ihr Zeit ihres Lebens zu schaffen. Passende Passagen aus ihrem Werk trug Horwitz an entsprechender Stelle vor. Nur einmal stockte sein Vortrag. Im sonst andächtig lauschenden Saal hatte ein Zuhörer einen Hustenanfall. Horwitz unterbrach, bat um ein Glas und reichte seine Wasserflasche vom Lesepult.

Als Mahnung vor Populismus und Rassismus sehe er das Werk von Sachs, sagte Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde in einem Grußwort. Die Kooperationen zwischen Stadt und Gemeinde bezeichnete Bürgermeister Friedrich Conzen als "eine Entwicklung in Sachs' Sinne".

(RP)
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