Düsseldorf Drei Schicksale und eine Freundschaft

Düsseldorf · Die Düsseldorferin Ulrike Reinker veröffentlicht ihren Episodenroman "Wie es war, ich zu sein". Es geht um Frauen, die etwas Besonderes verbindet.

Düsseldorf: Drei Schicksale und eine Freundschaft
Foto: Conte

Manchmal gibt es im Leben den einen Tag. Man sieht ihn nicht kommen, weiß seine Bedeutung noch nicht einzuschätzen. Es sind Augenblicke, in denen man sich entscheidet, etwas zu tun oder es eben nicht zu tun. Hinterher ist man froh, genau diese Entscheidung getroffen zu haben. Oder auch traurig, weil alles anders verlaufen ist, als geplant. So ist es auch bei den drei Frauen in Ulrike Reinkers neuem Roman "Wie es war, ich zu sein".

Darin erzählt die Düsseldorferin in sieben Episoden das Schicksal von Rosetta, die sich durch eine schwierige Jugend kämpft, ihr Kunsttalent entdeckt und am Ende ein Vorzeigeleben führt. Von Jenny, die nach der wahren Liebe sucht, dabei immer an der Seite ihrer besten Freundin Rosetta bleibt und schließlich den vermeintlich perfekten Ken findet. Und von Monika, Rosettas Tante, die erst ihre große Liebe verlieren muss, bevor sie das bekommt, was sie sich schon immer gewünscht hat - ein Kind.

Und immer sind es nur Augenblicke, eigentlich zufällige Entscheidungen, die zu ihrem Glück führen. Wenn zum Beispiel Monika auf der Fahrt nach Holland zu viel Kaffee trinkt und wieder auf Toilette muss. Wenn sie auf die nächstbeste Tankstelle zusteuert und in der verschmutzen Kabine Pablo findet - frisch entbunden, von der Mutter keine Spur. Dann ist sie kurz darauf stolz, einen Adoptivsohn zu haben, und feiert noch sechszehn Jahre später mit Rosetta seinen Geburtstag.

Episodenhaft ist die Art, wie die gelernte Fotojournalistin die Geschichten der drei Frauen erzählt. Dabei werden manche Erzählstränge nicht weiterverfolgt, die eine interessante Entwicklung der Person bereitgehalten hätten. Was passiert mit Samira, dem Mädchen, das Jenny zum Hauptschulabschluss verhelfen möchte? Und wozu entwickelt sich Jennys Talent im Umgang mit Jugendlichen, das sie bei ihrem Aushilfsjob als Lehrerin entdeckt? Aber gerade diese Brüche spiegeln das echte Leben wider. Sie zeigen, dass eben nicht immer alles nach Plan verläuft.

"Wie es war, ich zu sein" erzählt auf ungeschönte und direkte Art von den drei Frauen, die über 20 Jahre in Kontakt miteinander bleiben. Es geht um Freundschaft, um Verlust und darum, sich selbst zu finden. Dabei erreicht Reinker mit ihrer kurzweiligen und humorvollen Sprache das Herz. So dass man an manchen Stellen auflacht, an anderen nachdenklich wird. Es ist ein guter Roman, um ein paar Stunden in die Welt von Rosetta, Jenny und Monika einzutauchen.

(RP)
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