Düsseldorf Dröhnen in den Ohren

Düsseldorf · Rock ohne Schnörkel: Billy Talent spielte in der Mitsubishi Electric Hall.

Noch bevor der Vorhang sich hebt, steht Gitarrist Ian D'Sa im Scheinwerferlicht auf der Bühne und spielt die ersten sirrenden Töne von "Devil in a Midnight Mass"; dann setzt der berühmte Schrei von Sänger Benjamin Kowalewicz ein, und der Abend ist eröffnet. Die Musik der zwei Vorbands war ein Vorgeschmack auf das, was der Hauptact zu bieten hat: satten Rock ohne Schnörkel.

Billy Talent spielten auf ihrer "Afraid of Heights"-Tour in der Mitsubishi-Electric-Halle neben neuen Lieder vor allem die Hits früherer Alben. Dass diese Band die Musikwelt nachdrücklich beeinflusst hat, zeigt sich daran, dass die Halle vom ersten Lied an tobt. 7500 Fans springen zur Musik, bewegen sich in Moshpits dynamisch im Kreis, sogar auf der Tribüne stehen alle Zuschauer und bewegen sich zur Musik.

Die vierköpfige Band aus Kanada begeistert ihre Fans seit fast 15 Jahren mit ihrer Mischung aus Alternative- und Punkrock, dem markanten Gesang von Kowalewicz, der von Balladen bis Geschrei immer den Ton trifft, sowie den Gitarren- und Bass-Soli, die den Songs das gewisse Etwas verleihen. Billy Talent sind sich über die Jahre treu geblieben: Neue Genres oder elektronischer Einfluss kommen für sie nicht infrage. Auch deshalb fügen sich ihre neuen Lieder so gut zwischen die wilden Punksongs der ersten beiden Alben in die Setlist ein. Das Lied "Louder than the DJ" steht symbolisch hierfür, denn Billy Talent sind definitiv lauter als jeder DJ.

Ein Unterschied zu vielen Bands ist, dass die Kanadier trotz vieler Jahre im Geschäft nahbar und glaubwürdig sind. Das Publikum ist bunt gemischt, von Jugendlichen bis zu Mittvierzigern ist alles vertreten, und alle singen Wort für Wort mit. Der Sänger bedankt sich vielfach für die langjährige Unterstützung. "Uns ist egal, ob ihr weiß oder schwarz seid - selbst wenn ihr ein verdammtes Alien seid: Wir lieben euch alle gleich." Tosender Applaus.

Der letzte Song ist "Red Flag", ihr größter Hit, eine Hymne. Danach gibt es noch drei Zugaben, bevor die Show zu Ende geht. Mit Dröhnen in den Ohren verlassen die Fans die Halle. Es hat sich gelohnt.

(mba)
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