Düsseldorf Artistik und Tanz zwischen Töpfen und Pfannen

Düsseldorf · Was soll heute kredenzt werden? Spaghetti mit Tomatensoße wie in Italien oder lieber Empanadas, gefüllte Teigtaschen, wie in Spanien? Die neun Artisten der kanadischen Zirkuskompanie Les 7 doigts de la main (Die sieben Finger der Hand) sind sich anfangs noch nicht einig.

 Les 7 doigts de la main sind in Düsseldorf zu Gast.

Les 7 doigts de la main sind in Düsseldorf zu Gast.

Foto: Alexandre Galliez

So sprechen sie auch mit dem Publikum, das zu den Sitzplätzen im Festivalzelt auf dem Burgplatz strömt, über die Lieblingsgerichte ihrer Kindheit. Schnell wird klar: Wenn's ums Essen geht, startet sofort das Kopfkino.

Wohl jeder beginnt zu überlegen, was er selbst gern verschlingt oder vernascht - wonach er sich früher ebenso wie heute die Finger leckt. Auf diese Weise ist die Brücke zum Geschehen auf der Bühne schnell geschlagen. Denn da wird aus Leibeskräften in Schüsseln gerührt, Teig geknetet, mit Quirlen jongliert oder mit Tellern Luft zugefächelt. Am Schluss gibt's für alle Hungrigen gar ein Stück frisch gebackenes Bananenbrot.

Allerdings kochen die Zirkusleute nur am Rande, vor allem nämlich ziehen sie die Menschen mit atemberaubender Artistik in den Bann. Eine überdimensionale Küchenzeile ist ihre Showbühne, auf der es nicht nur über Tische und Bänke geht - auch das Trockengestell für Handtücher in luftiger Höhe ist vor den Kletterkünstlern nicht sicher. Manches Tuch wird plötzlich zum dehnbaren Band, an dem eine der zartgliedrigen Küchenhilfen gelenkig herumturnt.

Während der perfekt einstudierten Turn- und Tanzeinlagen kann man immer wieder bestaunen, wie rückhaltlos die Artisten sich darauf verlassen, dass ihre Partner sie halten und bei ihren Kunststücken begleiten. Obendrein holen sie sich Unterstützer aus dem Publikum, die wahlweise als Topf-Gucker, Mit-Rührer oder Co-Moderatoren beispringen müssen. Auch eine Liebesgeschichte rund ums Essen wird mithilfe einer jungen Zuschauerin inszeniert.

Geschichten aus der Küche bilden den roten Faden des Programms, das schon durch den Titel "Cuisine & Confessions" - frei übersetzt: Küche und Bekenntnisse - verbunden ist. Es scheint, als würde jeder der Artisten von kulinarischen Erfahrungen erzählen. Nicht alle sind heiter: So fragt sich etwa Akrobat Matias Plaul, wie wohl das letzte Mahl seines Vaters ausgesehen hat, bevor dieser während der argentinischen Militärdiktatur umgebracht wurde. Auch solche Wermutstropfen gehören zum Rezept dieses gelungenen Abends.

Info Die Zirkuskompanie Les 7 doigts de la main ist noch heute und morgen, jeweils um 20 Uhr zu Gast im Festival-Zelt am Burgplatz. Karten gibt es im Internet unter www.duesseldorf-festival.de

(RP)
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