Düsseldorf Ein deutsch-französischer Trialog im Heinrich-Heine-Institut

Düsseldorf · Gegensätze, Grenzen und der Balanceakt dazwischen: "Fremde Freunde" war das Motto der Lesung und eines deutsch-französischen Trialogs im Heinrich-Heine-Institut. Die Autoren Katja Lange-Müller ("Drehtür"), Lydie Salvayre ("Weine nicht") und Arno Bertina ("Mona Lisa in Bangoulap. Die Fabel vom Weltmuseum") lasen aus ihren Werken und diskutierten über Politik, die Rolle des Schriftstellers darin und die Verantwortung beim Führen der Feder.

Wenn ein Schriftsteller entscheidet, sich einem kritischen Thema nicht zu widmen - macht er sich zum Mittäter, zum schweigenden Zeugen? Dies war eine der Fragen, denen sich das Trio unter der Moderation von Ruthard Stäblein widmete. Mit einem kritischen Thema - dem Helfersyndrom und dessen Auswirkungen - befasst sich Lange-Müller in ihrem Roman "Drehtür". Der Grat ist schmal: Was ist gut, was schädlich? Und was richtig und falsch?

Eine eindeutige Antwort gab es nicht - ebenso wenig wie auf die Frage, wer letztendlich bestimmen sollte, welche Sprache gehoben oder pöbelhaft ist. "Nicolas Sarkozy macht zum Beispiel viele Rechtschreibfehler. In jedem geschriebenen Satz", sagte Bertina, dessen aktuelles Buch Kultur und Politik aus einer satirischen Sicht zeigt. "Und zwar nicht geringe, sondern grobe." Jedoch verlange ausgerechnet "ein Mann, der selbst nicht gerade schreiben kann", dass Bauarbeiter korrektes Französisch sprechen sollen. Eine Frechheit, fand der Autor; nahezu etwas kabarettistisch repräsentierte er das Absurde. Und wurde mit Applaus belohnt. In den Zuschauerreihen im Saal des Instituts fanden sich nicht viele junge Gesichter - doch die meisten Besucher lächelten zufrieden, leise raunten sie sich Kommentare zu den Worten der Leser zu. Die Stimmung war nachdenklich, leicht amüsiert: ein Kontrast zwischen Denkanstoß und Unterhaltung.

Ein besonderer Gast in der Runde war an diesem Abend Lydie Salvayre. Die französische Schriftstellerin ist 2014 mit dem Prix Goncourt, dem bekanntesten französischen Literaturpreis, ausgezeichnet worden für ihren Roman "Weine nicht". Der spanische Bürgerkrieg, erzählt aus der Perspektive einer Protagonistin Montse, die an Demenz leidet. Das einzige, woran sie sich erinnert, ist der Bürgerkrieg von 1936 - eine Zeit des Aufruhrs, Aufbruchs, der Suche nach Freiheit und Liebe für das damals 15-jährige Mädchen.

(juz)
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