Düsseldorf Ein ganzer Tag mit Goethe

Düsseldorf · Nach etlichen Jahren der Enthaltsamkeit hieß es wieder "Düsseldorf liest ein Buch". Genauer gesagt: das Goethemuseum auf Schloss Jägerhof hatte zu einer sechsstündigen Lesung aus der "Italienischen Reise" eingeladen. Etwa 40 Bürger der Stadt konnten sich eine Passage des berühmten Buchs selbst aussuchen und vortragen, darunter Studenten, Schauspieler, Professoren, Journalisten. Für lokale Prominenz sorgten der Intendant des Schauspielhauses, Günter Beelitz, der italienische Generalkonsul Emilio Lolli und Oberbürgermeister Thomas Geisel.

 Der italienische Generalkonsul Emilio Lolli liest Goethe.

Der italienische Generalkonsul Emilio Lolli liest Goethe.

Foto: Endermann

Zu Beginn um die Mittagszeit erlebte Museumsdirektor Christof Wingertszahn eine positive Überraschung. Bereits jetzt war der Lesesaal brechend voll. Und das blieb so bis zum Abend, wenn auch natürlich der eine oder andere Stuhl zwischendurch seinen Benutzer wechselte. Von wegen "Fack ju Göhte"! Hinter dem Lesepult hatte man das Gemälde "Goethe in der Campagna" aufgestellt, gemalt von Tischbein, dem Reisegefährten des Dichters. Goethe begann seine Italienreise 1786. Er reiste meist per Postkutsche, der "Kalesche". Die ausgewählten Passagen des Reisetagebuchs folgten weniger seiner Strecke als den Vorlieben der Vorleser. Dennoch wurde deutlich, wie unglaublich genau der Dichter seine Umgebung beschrieb, einschließlich minerologischer, geographischer und anderer Exkurse. Und so etwa nach vier Stunden hieß es dann: "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn". Das Gedicht musste einfach sein, auch wenn es bekanntlich nicht aus der "Italienischen Reise" sondern aus "Wilhelm Meisters Lehrjahre" stammt.

Zwischen den Lesungen gab es musikalische Intermezzi mit einem Hammerklavier oder Führungen durch die Italiensäle des Museums. Und am Abend ein Gespräch über "Italien und Deutschland im Hinblick auf Kultur, Gesellschaft und Politik". Zum Highlight wurde der Vortrag des Mundartspezialisten Heinrich Spohr. Sein kräftiges Rheinisch ("Jöthe war ja auch Jeolore") machte die Hauptstadt Siziliens zu einem Ort in unserer Nähe.

(RP)
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