Düsseldorf Ein Gustaf mehr - und alle sind glücklich

Düsseldorf · Das Schauspielhaus gab im Central am Hauptbahnhof sein Abschiedsfest der Saison. Höhepunkt und roter Faden war die Verleihung des Theaterpreises "Gustaf" durch den Schauspielhaus-Freundeskreis und die Rheinische Post.

Theaterpreis Gustaf: Die Gewinner des Abends
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Theaterpreis Gustaf: Die Gewinner des Abends

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Foto: Franziska Hein

Die eingangs verteilten Taschentücher bahnten einen emotionalen Abend an: Das Schauspielhaus feierte auf der großen Bühne im Central seinen "ultimativen Schlussvorhang". Im kleinen Saal verfolgten die Zuschauer das dreistündige Abschiedsfest auf einer Leinwand. Erste feuchte Augen gab es bei den aufsteigenden blauen Luftballons von Schauspielerin Marianne Hoika und Dirk Diekmann, Stellvertreter von Günther Beelitz. Dann lugte aus rotem Samt ein Totenkopf hervor: Andreas Grothgars Monolog aus "Kreis/Visionen" eröffnete den szenischen Reigen erfolgreicher Inszenierungen der zweijährigen Ära Beelitz, darunter "Der Sturm", "Iphigenie auf Tauris", "Der Hauptmann von Köpenick", "Königsallee", "Die Andrews Sisters" und "Faust".

Höhepunkt und roter Faden war die Verleihung des Theaterpreises "Gustaf" durch den Schauspielhaus-Freundeskreis und die Rheinische Post. Fürs Junge Schauspiel hatten die Zuschauer Philip Schlomm auf den ersten Platz gewählt. Peter Haeffs, Stifter des Preises in dieser Sparte, ehrte ihn nach einem Ausschnitt aus "Tschick". Moritz Führmann wurde (wie schon 2014) als "bester Schauspieler" ausgezeichnet, vornehmlich für "Mephisto". RP-Kulturreporterin Annette Bosetti in ihrer Laudatio: "Er verfügt über ein gehörig Maß an komischem Talent, aber wenn die Situation es erfordert, packt er Pathos aus. Oder zeigt Zerbrechlichkeit, Wendigkeit, Schrägheit, feinnervige Seelenkleider des virtuosen Schauspielers."

Große Überraschung: Weil ein weiterer Moritz aus dem Ensemble gleichauf mit Führmann lag, vergab Michael Strahl vom Freundeskreis einen zweiten Preis an Moritz von Treuenfels, beeindruckend als Pilot in "Terror", musikalisch brillant in den "Comedian Harmonists". Beim Rollenspagat zwischen seelisch tief verunsichertem Angeklagten und leichtfüßigem Sänger, so Annette Bosetti, sei das Talent des "Shootingstars" abzulesen. Moritz Führmann wurde vom neuen Intendanten Schulz übernommen, Moritz von Treuenfels nicht - wie schade.

Vermissen wird man viele aus dem fabelhaften Ensemble, das war am Ende spürbar. Den Preis als "beste Schauspielerin" erspielte sich Nicole Heesters - mit einem einzigen Auftritt, der Staatsanwältin in "Terror". Welch ein Bogen: schon unter Stroux in Düsseldorf engagiert, nun diese triumphale Rückkehr. Auch Wolfgang Reinbacher war damals schon am Haus. Jetzt verlas er als Richter einen Text, den er vergeblich einstudiert hatte: das Urteil "schuldig" in "Terror". Nie mochten es die insgesamt 23.000 Düsseldorfer Zuschauer fällen.

Staatssekretär Bernd Neuendorf, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Schauspielhauses, gratulierte dem "Traumpaar" Günther Beelitz und Geschäftsführer Alexander von Maravic "zu der enormen Leistung, das Theater aus den Negativschlagzeilen geholt und das Vertrauen des Publikums gewonnen zu haben". Berührend: Für die nach zehn Jahren scheidende Theaterpädagogin Katrin Lorenz gab es Blumen und ein Ständchen. Unablässig fegte Dirk Diekmann über die Bühne, verlor nichts aus dem Blick, rollte emsig den roten Teppich für die "Gustaf"-Preisträger aus. Mit Alexander von Maravic flankierte er Susanne Tremper, die sich als Beelitz-Doppelgänger singend verabschiedete: "Fragt nicht, warum ich gehe." Der echte Beelitz wurde als Ehrenmitglied in den Freundeskreis aufgenommen und versprach: "Ich werde oft zurückkehren, als Zuschauer." Spätestens beim Finale mit den "Comedian Harmonists" wurden die Taschentücher gebraucht: "Gib mir den letzen Abschiedskuss . . ."

(RP)
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