Düsseldorf Ein Russe verwischt alle Bond-Darsteller

Düsseldorf · Die Galerie Burkard Eikelmann stellt die weichgezeichneten Porträts von Nikolai Makarov aus. Der Zuspruch ist enorm.

 Sean Connery spielte als Erster und viermal James Bond von 1962 bis 1971.

Sean Connery spielte als Erster und viermal James Bond von 1962 bis 1971.

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Man kommt nicht dran vorbei, es ist ein Eye-Catcher: Aus den Vitrinen der Galerie Eikelmann schaut uns eindringlich, doch zugleich seltsam verschwommen, der aktuelle Super-Agent 007 an. Als hätte man ihm etwas in den Drink getan. Im Film ist Daniel Craig doch so ein harter Bursche, der scharf schießt und nie sein Ziel verfehlt. Seine berühmten Vorgänger sind es auch, alle da. Versammelt im Sixpack der Kunst. Sie tragen Fliege, weißes Hemd und Smoking, wie es sich gehört.

 Roger Moore war siebenmal im Einsatz als 007 von 1973 bis 1985.

Roger Moore war siebenmal im Einsatz als 007 von 1973 bis 1985.

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Wie kommt ausgerechnet ein russischer Maler auf die Idee, alle Bond-Darsteller zu porträtieren? Die Antwort ist ganz einfach: Sein Sammler und Freund Pierce Brosnan - selbst einst als Bond von 1995 bis 2002 im Einsatz - hat ihn drauf gebracht.

 George Lazenby ist eine Eintagsfliege, nur 1969 war er James Bond.

George Lazenby ist eine Eintagsfliege, nur 1969 war er James Bond.

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Aber warum malt Nikolai Makarov die coolen Agenten denn so verwischt? Weil er immer so malt, weil es sein Stilmittel ist, und weil er nur in den seltensten Fällen ein Motiv mit deutlichen Konturen und Linien entwickelt.

 Timothy Dalton trat zweimal als James Bond auf, 1987 und 1989.

Timothy Dalton trat zweimal als James Bond auf, 1987 und 1989.

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Und weshalb stellt Burkhard Eikelmann den Russen aus? Weil der Galerist fand, dass diese Bilder exzellent in sein Programm passen. Georg Helnwein und Mel Ramos hat er neben anderen Positionen der Pop Art immer wieder gezeigt. Warum nicht jetzt diese ungewöhnlichen Airbrush-Malereien des mittlerweile in Berlin lebenden Russen, die auf den ersten Blick wirken wie fotorealistische Porträts? Auch sie könnte man als Seitenzweig der Pop Art betrachten.

 Pierce Brosnan war viermal James Bond zwischen 1995 und 2002.

Pierce Brosnan war viermal James Bond zwischen 1995 und 2002.

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In Düsseldorf hat der Künstler jedenfalls für Furore gesorgt, in kürzester Zeit sollen alle Porträts verkauft worden sein, das Stück für 25.000 Euro. Zuvor waren sie in einer anderen Großstadt kaum beachtet worden. Auch die großformatigen Gemälde von den Bond-Autos - etwa ein silberfarbener Aston Martin vor diesigem Hintergrund - sind mit im Angebot. Wie man hört aus dem Umfeld der Galerie, haben autobegeisterte Düsseldorfer dem Maler Auftragsarbeiten erteilt. Sie wollen ihre Autos mit Acryl auf Leinwand verewigt wissen.

 Daniel Craig ist amtierender Bond - seit 2006 im Einsatz.

Daniel Craig ist amtierender Bond - seit 2006 im Einsatz.

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Neben allen kurios-kommerziellen Randaspekten übt die Malerei von Nikolai Makarov einen eigenartigen Sog aus, sie zieht an und stößt den, der nah kommt, wieder weg. Denn wer die Schärfe sucht, wird sie nicht finden. Es ist ein Spiel mit dem Geheimnis, der Illusion, mit dem Unergründlichen. Aus dem Bild strömt spärlich Licht, es fordert die Ruhe beim Betrachten heraus. So macht der Maler Stille sichtbar.

Er positioniert sich selbst in der Mal-Tradition der Alten Meister, auch das ist nur ungefähr vorstellbar. Denn nicht wie sie führt er den Pinsel, dosiert die Farben und malt Schicht um Schicht, sondern Makarov strebt das perfekte Bild ohne Poren, Spuren und Schlieren an. Der Farbauftrag bleibt sein Geheimnis, irgendwo ist die Rede von Airbrush.

Auch Akte und Porträts von Frauen zeigt Makarov bei Eikelmann, die Posen meint man schon von irgendwoher zu kennen. Stilisiert sind seine Sujets, verschlossen wirkende Gestalten, oft frei in den Raum gesetzt. Auch Baudenkmäler, Türme und Brücken, malt er, die Tower Bridge in London, den Big Ben, das Empire State Building. Und immer umgibt die Bilder diese Hülle des Verwischten, des Fernen. Was Makarov zeigt, wirkt wie aus längst vergangener Zeit und erzeugt doch eine große Nähe.

Die Stille ist sein großes Thema und werkbestimmend. In Berlin hat er in einer Gründerzeitvilla ein "Museum der Stille" errichtet, das Menschen hineinziehen soll, damit sie mit der Kunst entschleunigen. Es ist ein säkularer Andachtsraum mit Malerei und utopistischen Architekturmodellen, die der russisch-stämmige Maler in der Linienstraße als Burnout-Therapie für Kunstbetriebs-Gestresste vorgesehen hat.

Auch der Ausstellungsraum bei Eikelmann wirkt sehr ruhig. Er ist von Farben und Glanz durchströmt - trotz des kriminalistischen Sujets garantiert schusssicher.

(RP)
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