Düsseldorf Ein Wechsel zurück

Düsseldorf · Cathleen Baumann gehört zum Ensamble des Schauspielhauses. In "Der Revisor" ist sie auf der Bühne zu erleben. Eine Begegnung.

Düsseldorf: Ein Wechsel zurück
Foto: Thomas Rabsch

Sie ist wieder da. Und das mit ganzem Herzen. "Alles ist mir noch so vertraut, als wäre ich nie fort gewesen", sagt Cathleen Baumann. Dabei waren es sieben Jahre. 2009 hatte Cathleen Baumann das Düsseldorfer Ensemble verlassen, dem sie in der Intendanz von Amélie Niermeyer drei Jahre angehörte.

Sie folgte einer Einladung von Wilfried Schulz nach Dresden und war glücklich am dortigen Theater, an dem es schöne Rollen für sie gab. Aber noch glücklicher, als der Intendant sie vor seinem Wechsel nach Düsseldorf fragte, ob sie mitkommen wolle. "Und ob ich wollte! Ich fand das großartig. Ein Kreis hatte sich geschlossen." Durch ihr Studium an der Folkwangschule Essen hat Baumann hier noch viele Bekannte und fühlt sich heimisch am Rhein. Auch reizte sie die Fortsetzung ihrer Arbeit mit Wilfried Schulz, den sie über alle Maßen lobt: "Er wird dieses Haus auf einen guten Weg bringen, weil er intelligent und lösungsorientiert ist. Ein Menschenfreund, der sich dennoch nicht foppen lässt und klar Position bezieht."

Und noch jemand freute sich über ihre Rückkehr ans Schauspielhaus: Baumanns Mann, ein Mediziner, der ihretwegen von seinem geliebten Düsseldorf nach Dresden weggezogen war. "Jetzt ist er wieder daheim und arbeitet als Oberarzt in Mönchengladbach", sagt sie zufrieden. Zur Familie gehören ihr Sohn (14) aus einer früheren Verbindung und ein gemeinsames Mädchen (5). Man wohnt in ländlicher Idylle in Angermund, Mutter und Tochter reiten gemeinsam aus. "Ich bin immer ein Nestflüchter gewesen, ein Wildwuchs", räumt Baumann ein. "Es tut gut, sich eine Verankerung zu schaffen."

Die Schauspielerin stammt aus Thüringen. Ihr Elternhaus in Bad Salzungen war nicht weit entfernt vom Theater-Juwel in Meinungen. "Dort bin ich schon als Küken herumgehüpft und war fasziniert von all den kreativen, verrückten Leuten", erzählt sie. Aber sich dort bewerben, als sich nach dem Studium die Chance dazu bot? "Ne, da kam ich doch her, da wollte ich nicht wieder hin!" Sie tat es dennoch. Auch weil ihre Mutter sich um ihren Sohn kümmern konnte: "Alleinerziehende junge Schauspielerinnen gab es damals nicht viele. Es war nicht leicht, meinen Kleinkind-Alltag mit den hohen Anforderungen des Berufes zu vereinbaren. Man möchte ja nicht, dass auf einen Rücksicht genommen wird und will unbedingt beweisen, dass man es so gut schafft wie die anderen."

Außerdem war das Team um den Intendanten Res Bossart ein überzeugendes Argument für Meinungen. "Als man sich von ihm trennte, haben wir Schauspieler solidarisch gekündigt", sagt Cathleen Baumann. Und wieder ging es los mit Vorsprechen. So auch in Düsseldorf, wo Amélie Niermeyer 2006 gerade ihr Ensemble aufbaute. In deren Eröffnungs-Inszenierung, Canettis "Hochzeit", spielte Baumann die Braut.

Sie blieb drei Jahre, erinnert sich zurück an Stücke wie "Die schmutzigen Hände", "Der Besuch der alten Dame" und "Stairways to Heaven". Oder an Gogols "Der Revisor" und ihre Rolle als Tochter des Bürgermeisters. In dieser Spielzeit wird die Komödie erneut aufgeführt. Diesmal hat Baumann mit lustvoller Überdrehtheit den Part der Mutter übernommen. Sie liebt es, "den freien Fall" auszukosten und nicht jedes Mal haargenau gleich zu agieren.

Ihre jüngste Premiere war der Liederabend "Heart of Gold", auf den ein Poster mit einer Gruppe fast nackter Schauspieler aufmerksam macht. "Nie würde ich freiwillig anbieten, mich auf der Bühne auszuziehen", stellt sie klar. "Bei Frauen finde ich das besonders problematisch. Man betrachtet unwillkürlich den Körper, und irgendetwas spielt sich dabei garantiert im Kopf ab. Das behagt mir nicht. Aber bei diesem Foto war es sehr lustig. Und sehr intim, in einem geschützten Raum. Wir übten die Position ein und ließen die Bademäntel bis zuletzt an." Unter ihren Düsseldorfer Kollegen sei überhaupt alles Erdenkliche möglich. "Ein Ensemble mit echtem Herzschlag, das enorm schnell zueinander gefunden hat. Wir haben einen der schönsten und schwierigsten Berufe. Aber welch ein Glück, mit so begabten Menschen arbeiten zu dürfen. Und wie inspirierend und belebend, zusammen Kunst zu schaffen."

(RP)
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