Düsseldorf Eisa Jocson tanzt die moderne Geisha

Düsseldorf · Die philippinische Tänzerin Eisa Jocson ist ein wenig erschöpft, vor allem aber durstig. Soeben hat sie eine Durchlaufprobe ihrer neuen Choreografie "Host" absolviert, die am Freitag und Samstag Premiere im Tanzhaus hat.

Eisa Jocson in "Host".

Eisa Jocson in "Host".

Foto: Endermann

"Host" beschäftigt sich mit der Rolle philippinischer Gastarbeiterinnen, weiblich, aber auch transgender, die in Clubs für die sogenannten "salarymen", angestellte Geschäftsleute, auftreten und dort in die Rolle der traditionellen japanischen Geisha schlüpfen.

Die Mechanismen der erotischen Industrie haben Jocson, die ursprünglich Kunst studiert hat, schon interessiert, als sie das "Pole Dancing", also den Tanz an der Stange, für sich als Sportart entdeckte. 2011 debütierte sie als Choreografin mit "Death Of The Pole Dancer" im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Es folgte mit "Macho Dancer" 2013 eine weitere Erkundung stereotyper Geschlechterrollen in der Unterhaltungsindustrie. Nun also "Host".

"Das Prinzip der Geisha fällt mit dem Klischee von der freundlichen unterwürfigen Filipina zusammen. Aber wer diesen Beruf ergreift, muss auch mit einem gewissen Stigma rechnen", sagt die zarte, austrainierte Frau bei einem Glas Apfelsaft. "Es gehört eine Menge Stärke dazu. Bedauern oder gar bemitleiden muss man aber niemanden." Sie selbst ist in der Lage, diesen scheinbaren Widerspruch zwischen Stärke und Schwäche über ihren Körper darzustellen. Von der Rolle der höflichen Gastgeberin im roten glitzernden Kimono bis zur erotischen Tänzerin ist es bei ihr nur ein so kleiner Schritt, dass die Rollen austauschbar scheinen.

Gleichzeitig muss auch das Publikum seine Rolle definieren, ob Männer oder Frauen sich Eisa Jocsons Performance ansehen, dürfte einen Unterschied bedeuten. Beide sollten aber den Moment der Trauer spüren, der hier zum Vorschein kommt, Trauer über die Verhältnisse, über die Mechanismen der Ausbeutung. Dass diese Erkundungen bei Jocson nie zur Folie soziologischer Fallstudien werden, macht einen Teil des Reizes aus. Untermalt werden ihre Beobachtungen durch traditionelle Musik, aber auch durch den sogenannten "K-Pop", die koreanische Ausprägung westlicher Popmusik.

Eisa Jocson: "Host", Premiere heute und morgen ab 20 Uhr im Tanzhaus, Erkrather Straße 30, Tel. 172700.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort