Düsseldorf Elke Heidenreich plaudert über Robert Schumann

Düsseldorf · In der Reihe "Zweiklang! Wort und Musik" des Robert-Schumann-Saals gibt's Promis zu sehen und zu hören. Sie sind für Wortbeiträge zuständig - Musik machen meist andere, weniger Bekannte. Sonntagsnachmittags um Fünf hat das Ganze was von Salönchen, und das mögen die Düsseldorfer offenbar. Der große Kammermusiksaal ist jedenfalls ausverkauft, diesmal scheint der Anteil älterer Damen deutlich erhöht. Was an Elke Heidenreich liegt, die als Ikone der medialen Literaturvermittlung eine unkompliziert weibliche Sicht auf Buch und Welt hoffähig gemacht hat.

Vor ein paar Tagen feierte sie Geburtstag. Das sie begleitende Trio Vivente kennt kaum jemand, es besteht aus drei erfahrenen Kammermusikerinnen, die sich auf Nischen des Repertoires spezialisiert haben. Es geht um Robert Schumann, den großen Sohn der Stadt, dessen Scheitern als Musikdirektor und selbstmörderischer Sprung in den Rhein jedem Eingeborenen vertraut sind. Heidenreich blickt nun in ihrer ganz eigenen Art auf das Leben dieses musikalischen Genius, der sein Ende geistig umnachtet unter der Fuchtel Endenicher Irrenärzte erleiden musste. Sie schaut sich besonders die Frauen im Leben des Hochbegabten an, beleuchtet das Verhältnis zur Mutter, zur kindlichen Frau Clara. Spinnt die bekannten Anekdoten aus, erzählt sie leicht, pointiert, in klarer Diktion, die so angenehm singend vertraut anmutet.

Aus Tagebuchstellen und Briefen springt ungemeine Empfindsamkeit. Träume, Visionen blicken - lange vor Freud - in die Abgründe der Künstlerseele. Auch die liederlichen Seiten Schumanns, Alkohol- und Sex-Exzesse, bleiben, samt Folgen, nicht unerwähnt. Und das Bild vom Mann mit immer zum Pfeifen gespitzten Mund, der aber stumm bleibt, geht uns nicht aus dem Sinn.

Die Musik ist nicht von, sondern zu Schumann. Das melodiöse g-Moll-Trio seiner Frau Clara; Marc-Aurel Floros' kontrastreiche Konzertphantasie "Eismeer", die sich in traditioneller Tonsprache auf eine Schumann'sche Tagebuchnotiz bezieht (der Komponist war anwesend); Brahms' eher selten gespieltes C-Dur-Trio. Das Trio Vivente kleidet diese Werke mit samtener Tongebung in den Streichern aus. Geigerin und Cellistin sind an alter Musik geschult, verschmelzen in Wohlklang; Intonation, Diktion gleichen sich nahezu perfekt an. Und die Pianistin, die besonders beim Brahms alle Hände voll zu tun hat, überrascht durch manch dezente Pointe.

Schön, ein bisschen lang. Hinterher gibt es noch ein Signierstündchen.

(RP)
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