Düsseldorf Erst 18 Jahre und schon gefeierter Künstler

Düsseldorf · Leon Löwentraut gilt als "Jung-Picasso". Kunstsammler reißen sich um seine Bilder. Die Kunstakademie lehnte ihn als Studenten ab.

Auf dem Teppich leuchten wilde Pinselstriche, überall liegen Farbtuben herum, auf einem Tisch stehen mehrere leere Weinflaschen - wer das Leon Löwentraut Atelier in Düsseldorf betritt, merkt, dass er auf einen Künstler mit Erfahrung treffen wird. Der Raum zeugt von Routine. Davon, dass einer hier viele Stunden zugebracht hat und nicht locker lässt.

Dann reicht einem Löwentraut zur Begrüßung die Hand. Selbstbewusst ist er, keine Frage. Und doch wirkt das Gesicht des blonden, blauäugigen Künstlers jung, und seine Kleidung erinnert ein bisschen an Justin Bieber. Nur die Farbkleckse an seinen Händen verraten, dass er wirklich hierher gehört.

Löwentraut ist gerade mal 18 Jahre alt und gilt trotzdem schon seit Jahren als einer der angesagtesten Künstler Deutschlands. 10.000 Euro und mehr kosten seine Gemälde, die mit dicken, bunten Pinselstrichen gemalt sind und Wohnzimmer von Stars wie Sänger Samu Haber schmücken. "Expressiv und abstrakt" nennt Löwentraut seinen Stil, den er mit elf Jahren entwickelt hat. "Mit zehn Jahren habe ich angefangen, auf Leinwand zu malen, und mit ungefähr zwölf meinen Stil entwickelt, obwohl ich bis heute viel ausprobiere, denn man darf nie stehenbleiben", sagt Löwentraut.

Mit sieben Jahren hat er sich das Malen von seiner Mutter abgeguckt und schnell erkannt, dass das sein Ding ist. "Ich habe vieles ausprobiert, Schach, Motocross, Fußball, Basketball und so weiter, aber das Malen war wirklich meins, auch, weil ich es unheimlich beruhigend fand", sagt Löwentraut. Mit zehn rief er zum ersten Mal bei den lokalen Medien an und sagte, "wenn ihr mal eine wirklich spannende Story bringen wollt, dann schreibt über mich, denn ich werde der berühmteste Künstler der Welt". Mit Erfolg: Seit sechs Jahren steht der Name Löwentraut regelmäßig in der Presse. Seit drei Jahren stellt er aus: Hamburg, London, Singapur und bald Basel - während seine Freunde die Schulbank drücken, reist Leon Löwentraut rund um den Globus.

Ein Leben, das er sich genauso vorgestellt hat, das aber nicht ohne Schattenseiten zu haben ist. "Viele meiner Freunde und Mitschüler können mein Leben nicht richtig nachvollziehen. Sie erleben immer den gleichen Alltag, bei mir ist jeder Tag anders." Auch wenn das manchmal einsam macht, tauschen möchte der junge Künstler nicht. "Ein Pinselstrich bedeutet mir Freiheit, denn wenn ich male, vergesse ich alles um mich herum", sagt er. Durchgemalte Nächte sind bei ihm deshalb auch keine Seltenheit.

Die fertigen Werke tragen immer kurze Namen wie "Aftershowboobs", "Stalker" oder "Goldlocke" und geben somit ebenso wenig Aufschluss über ihre Bedeutung wie Löwentraut selbst. "Meine Inspiration bekomme ich aus den alltäglichen Dingen, wenn ich träume oder am Rhein sitze, und dann male ich es", sagt er. "Vor allem ist mir wichtig, dass die Bilder schlicht gehalten sind und die Farben gut rauskommen." Aus diesem Grund gehört Picasso zu seinen größten Vorbildern. Nur den Spitznamen "Jung-Picasso" hört Löwentraut ungern, "denn letztlich bin ich ein eigenständiger Künstler". Er wünscht sich, dass Kunstkenner seine Bilder sehen und sagen: "Das hier ist ein echter Löwentraut."

Gerade volljährig und in puncto Beruf und Berufung schon ausgelernt? "Auf keinen Fall", sagt Löwentraut. "Mein Traum ist es, als nächstes auf die Düsseldorfer Kunstakademie zu gehen." Die hat Löwentraut allerdings trotz - oder gerade wegen - seiner Bekanntheit dieses Jahr abgelehnt. Eine Erfahrung, die ihm schwer im Magen liegt, das merkt man. Aufhalten lässt er sich trotzdem nicht. "Ich will neue Techniken lernen und glaube, dass das die beste Schule dafür ist", sagt Löwentraut. "Deshalb werde ich mich immer wieder bewerben."

(ham)
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