El-Greco-Ausstellung in Düsseldorf Experiment: Bildpaten werben über Facebook

Düsseldorf · Der durchschnittliche Besucher eines Kunstmuseums ist im Rentenalter oder kurz davor – diese weit verbreitete Annahme ist nicht länger haltbar. Museen setzen gezielt auf soziale Netzwerke, um mit dem jungen Publikum zu kommunizieren.

 Weil Hieronymus einer der bedeutendsten Gelehrten der gesamten Kirchengeschichte war — im Okzident wie im Orient —, wirbt Natalia Fedossenko (35), Kommunikationschefin der Stadt Düsseldorf und geboren in Tadschikistan, als Bildpatin auf Facebook für El Grecos Gemälde „Büßender heiliger Hieronymus“.

Weil Hieronymus einer der bedeutendsten Gelehrten der gesamten Kirchengeschichte war — im Okzident wie im Orient —, wirbt Natalia Fedossenko (35), Kommunikationschefin der Stadt Düsseldorf und geboren in Tadschikistan, als Bildpatin auf Facebook für El Grecos Gemälde „Büßender heiliger Hieronymus“.

Foto: Christoph Goettert

Der durchschnittliche Besucher eines Kunstmuseums ist im Rentenalter oder kurz davor — diese weit verbreitete Annahme ist nicht länger haltbar. Museen setzen gezielt auf soziale Netzwerke, um mit dem jungen Publikum zu kommunizieren.

"Es reicht nicht, ein schönes Plakat zu machen und so die Leute in die Ausstellung zu locken. Das Museum muss heute auffallen, neugierig und selbst Kunstmuffel auf sich aufmerksam machen", sagt Dieter Castenow, Chef der Düsseldorfer Agentur Castenow Communications.

Zusammen mit Barbara Wiench, Marketing-Leiterin des traditionsreichen Museum Kunstpalast, wagt der kunstliebende Werbemann ein in der europäischen Museumslandschaft einmaliges Experiment. "Wir haben aus zahlreichen Bewerbern zwölf Bildpaten quer durch alle Altersschichten für die Werke von El Greco ausgewählt, die über Facebook ihre Freunde für den Maler und überhaupt für Kunst und Museum begeistern sollen."

Mit Moderatorin Nina Ruge an der Spitze rollt die Werbekampagne nun schon seit Wochen. Die 55-Jährige hat als "ihr" Bild "Christus als Erlöser" gewählt, "weil dieser Christus leuchtet. Er schaut uns an, direkt, durchdringend klar". Robert Almer, Fortuna Düsseldorfs Torwart, wirbt für "Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer". Damit er möglichst viel über die Ausstellung berichten kann, durfte der 28-Jährige sogar bei der normalerweise streng geheimen Hängung seines Bildes dabei sein.

Er ist auch Gast der exklusiven Previews, erfährt alles aus erster Hand und erlebt hautnah, wie Museumsarbeit funktioniert. Natürlich soll er dank seines Insider-Wissens möglichst viele Fans gewinnen. Denn schließlich konkurrieren die Bildpaten untereinander. Wer die meisten Freunde von seinem Bild überzeugen kann, gewinnt eine Reise nach Madrid und Toledo — der Wirkungsstätte El Grecos (www.smkp.de/bildpaten).

"El Greco, der vor knapp 500 Jahren schon so modern war, hätte das Projekt gefallen", sagt Castenow überzeugt. Er rechnet mit bis zu 10 000 neuen Kontakten, die das Museum Kunstpalast allein durch die Bildpaten gewinnt. Auch über eine spezielle App-Kampagne sollen Netzwerke vor allem in Düsseldorf selbst geknüpft werden. Die kostenfreie App (www.smkp.de/app) bietet neben dem Audioguide, Videos und Kommentaren des Generaldirektors und Ausstellungskurators Beat Wismer eine interaktive Kunstrallye mit QR-Codes. Zwölf Werke El Grecos sind im Stadtgebiet hinter den QR-Codes versteckt, die mit Hilfe eines Smartphones eingescannt werden können. Die schnellsten Sammler können eines von 1000 Freitickets gewinnen.

Erste Erfolge der innovativen Werbestrategie können die Macher bereits vor der Eröffnung verbuchen: "Wir haben bislang schon 700 gebuchte Führungen, so viele wie noch nie", sagt Barbara Wiench. Insgesamt werden 200 000 Ausstellungs-Besucher aus aller Welt erwartet.

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(jco/das/top/jco)
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