Internationaler Wettbewerb für Blasinstrumente Fagottist siegt im Aeolus-Wettbewerb

Düsseldorf · Sein Mozart überzeugte die Jury: Den 7. Internationalen Wettbewerb für Blasinstrumente hat Theo Plath aus Hannover gewonnen. Bereits im Alter von fünf Jahren hatte er sich auf diesem Instrument erprobt. Das Publikum in der Tonhalle staunte begeistert.

 Der junge Fagottist Theo Plath (links neben dem Dirigenten) beim Aeolus-Wettbewerb in der Tonhalle.

Der junge Fagottist Theo Plath (links neben dem Dirigenten) beim Aeolus-Wettbewerb in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner

Kurz vor halb zwei könnte man in der Tonhalle eine Stecknadel fallen hören. Konstantin (5) rutscht vor Aufregung auf seinem Hosenboden hin und her, während vorn, auf der inzwischen leergeräumten Bühne, Christoph-Matthias Mueller in aller Seelenruhe ins Mikrofon spricht.

Der Dirigent aus Göttingen verliest in seiner Funktion als Vorsitzender der Jury des 7. Internationalen Aeolus-Wettbewerbs den Gewinner des 3. Preises: Bartlomiej Dus aus Polen, der danach ohne sein strahlend goldenes Saxophon auf die Bühne tritt und sich feiern lässt. Die Spannung ist auf dem Höhepunkt. Nur einer kann gewinnen.

Schon vor Beginn des Finalkonzerts, das auch in diesem Jahr den renommierten Bläser-Wettbewerb in einer Mischung aus Vorspiel und Konzertshow beschließt, ist die Stimmung gereizt. Vor der Kasse hat sich eine viel zu lange Schlange gebildet, als dass alle Interessenten pünktlich um elf in den Saal gelangen könnten.

Überraschend viele kleine und größere Kinder stehen mit Eltern oder Großeltern an, um noch eine Karte zu bekommen. Dabei scheint draußen die Sonne, im Hofgarten drängen sich die Flaneure.

Auch Konstantin ist in Begleitung seiner Eltern da, die hier für seine musische Bildung Sorge tragen. Und der Bengel spricht: "Vielleicht ist das Fagott ja was für mich." Mal schauen. Der Saal ist voll, nur die besten Plätze bleiben leer, bis die acht Herren der Jury im reservierten Parkett-Segment hinter vorsorglich aufgestellten Notenpulten Platz nehmen. Auch Sieghardt Rometsch, Erfinder und Geldgeber des Wettbewerbs, gesellt sich hinzu, sichtlich stolz auf die renommierte Fachkompetenz, die aus den Metropolen der Welt nach Düsseldorf gekommen ist. Seit Montag hören, bewerten, sieben die Herren, bis nun also die besten drei Aspiranten in den Kategorien Fagott, Saxophon und Oboe übrig sind und zum Konzert mit den Düsseldorfer Symphonikern antreten.

Vorweg gesagt: Die Qualität der Finalisten ist außerordentlich. Der Saxophonist Bartlomiej Dus aus Polen etwa, Jahrgang 1988, spielt das Glasunow-Konzert mit einem Ton, dass man heulen könnte, so wohlklingend in allen Registern. Romantisch ist diese Musik, das Alt-Saxophon schwelgt in großer dynamischer Differenziertheit, virtuosen Kabinettstückchen.

Die Streicher, verstärkt bei Bratschen und Bässen, dunkeln schwermütig dazu, dass es eine Freude ist. Und Martin Fratz am Pult ist im rauschenden Applaus sichtlich froh, dass alles gut geklappt hat.

Die Klammer des musikalischen Wettbewerbs aber ist Mozart. Zum Schluss spielt ein 20-jähriger Russe das Oboenkonzert. Ivan Kobilskiy, Student in der Genfer Ogrintchouk-Klasse, strahlt in den Höhen seines Instruments silberhell, schlank, von einem wunderbar engen Vibrato durchflutet. Frech rotzt er die Kadenz in den ersten Satz, im zweiten gelingt ihm ein langer, ausatmender Ton, bei dem die Zeit stillsteht, im Rondo zaubert er nach Lust und Laune.

Dass diesem begabten jungen Mann jedoch nur der zweite Preis bleibt, liegt an einem deutschen Ausnahmetalent. Theo Plath, 18-jähriger Jungstudent aus Hannover, hat schon den Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" gewonnen. und sein Lehrer Dag Jensen sitzt in der Jury. Aber daran liegt es nicht, dass sein Mozart das Beste war, was an diesem Morgen zu hören war.

Der Knabe, der in beinah kindlichem Ungestüm auf die Bühne eilt, hat die rare Gabe, zurückhaltend, geradezu charmant all die kleinen Alltäglichkeiten, die der junge Mozart in neuen Zusammenhang bringt, zur Geltung zu bringen. Sein Instrument beherrscht er — das ist klar — aus dem Effeff. Da ist aber auch kein Sechzehntel verhuscht, kein Registersprung klappert, alles picobello. Aber dieses Schlichte, Schelmische gelingt ihm unvergleichlich. Ja, nach dieser Vorstellung wünschte man sich, dass jede Musik, die Mozart mit 18 komponierte, von 18-Jährigen aufgeführt würde.

Um die Zukunft der Finalteilnehmer muss man sich also keine Sorgen machen — ein Preis bei Aeolus öffnet alle Türen. Und auch Klein-Konstantin nimmt eine vielleicht prägende Erfahrung mit nach Hause: Theo Plath hat auch mit fünf angefangen mit dem Fagott.

(RP/ila)
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