Gastro-Tipp Feine, fantasievolle Küche im Zweierlei

Düsseldorf · Die jungen Gastronomen des Restaurants Zweierlei in Pempelfort interpretieren die klassische deutsche Küche neu. Das Konzept funktioniert gut.

 Hagen Wagner und Benjamin Arnswald (v.l.) führen das Zweierlei.

Hagen Wagner und Benjamin Arnswald (v.l.) führen das Zweierlei.

Foto: Anne Orthen

Im Gastraum des Hauses an der Schwerinstraße in Pempelfort ist fast alles gleich geblieben. Warum sollte sich nach der Übernahme auch etwas ändern, war doch das ehemalige Fehrenbach erst vor gut einem Jahr renoviert worden. Neu aber sind Personal, Name und Konzept.

Das kleine Restaurant mit 30 Plätzen heißt seit Mitte November "Zweierlei" - und dies aus zweierlei Gründen. Zwei junge Gastronomen leiten das Restaurant. Benjamin Arnswald (34 Jahre) ist als Gastgeber für den Service zuständig. Sein besonderes Kennzeichen: die Hosenträger und viel Fachwissen. Der erst 24-jährige Küchenchef Hagen Wagner zaubert am Herd.

Beide hatten zuvor im Restaurant Schorn und im S-Raum gearbeitet. "Die Chemie stimmte, und als das Fehrenbach zum Verkauf stand, haben wir zugeschlagen", sagt Arnswald, der seine Kochausbildung bei Jean-Claude Bourgueil absolvierte und unter anderem stellvertretender Restaurant-Leiter bei Johann Lafer war.

Zwei Menüs - hier kommt der zweite Zweilerlei-Aspekt - bieten die jungen Chefs an, plus ein vegetarisches. Da auch Arnswald gelernter Koch ist, tüftelt er gemeinsam mit Wagner (der übrigens bei Sternekoch Sascha Stemberg in die Lehre ging) an neuen Rezepten und Präsentationen.

Denn die Menüs wechseln in regelmäßigen Abständen, wobei deutsche Klassiker immer auf der Karte stehen. Selbstverständlich kann der Gast auch Gerichte aus allen drei Angeboten wählen. Sechs Gänge stehen jeweils zur Auswahl. Ziel ist es aber, mit drei Gängen (48 Euro) satt zu werden. Danach kommt nur noch die Kür, wie bei unserem jüngsten Besuch. Da gab es als Dessert "Kalten Hund". Erinnerungen an Kindergeburtstage wurden wach, nur dass das Ganze mit einer hochwertigen Schokolade, aber auch klassisch mit Palmöl, verarbeitet wurde. Dazu gab es ein cremiges, intensiv nach Banane schmeckendes Eis.

Den Auftakt bei den deutschen Klassikern machte ein Heringsstipp: hausgebeizter Matjes, leicht pochiert, der auf der Zunge schmolz, garniert mit Röstzwiebelchen, Gürkchen, Mini-Drillinge und Sauerrahm.

Das Dreierlei vom Tafelspitz entpuppte sich als Carpaccio, feine Sülze und Frühlingsrolle. Wunderbar sämig und geschmacksintensiv in der europäischen Abteilung die Gulaschsuppe mit eleganter Schärfe. Die Ente à l' Orange, kross gebraten, entfaltete ihren Geschmack auf der Zunge nicht nur durch die klein gewürfelten kandidierten Orangen-Schalen, sondern auch durch die Kumquat - eine perfekte Kombination.

Der Hauptgang bei den deutschen Klassikern: Rheinischer Sauerbraten - wahlweise vom Pferd oder Weiderind. Endlich traut sich ein Koch, das Originalrezept zu verfeinern. Bei den Gästen kommt das nicht ganz so saftige Pferdefleisch gut an. Allerdings hätten wir uns statt einem zusätzlichen kurz gebratenen kleinen Steak vom Pferd lieber zwei Sauerbratenstücke gewünscht.

Ob Wiener Backhendl, Porc (nicht Boeuf!) Bourgignon, Düsseldorfer Senfrostbraten, gefüllte Spitzpaprika oder geräucherte Süßkartoffel-Cremesuppe - das Angebot ist vielfältig und fantasievoll zubereitet. Lautet doch das Credo der beiden Jungunternehmer: "Gutes Essen wird niemals langweilig." Dem kann man nur zustimmen, und deshalb sind wir schon gespannt auf den Mai. Dann steht ein amerikanisches Menü auf der Speisekarte im Zweierlei.

(RP)
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