Düsseldorf Franz Schubert zum Schwindligwerden

Düsseldorf · Der Geiger Leonidas Kavakos und die Pianistin Yuja Wang wurden bei ihrem Konzert in der Tonhalle mit Bravo-Rufen bejubelt.

 Geiger Leonidas Kavakos und Pianistin Yuja Wang.

Geiger Leonidas Kavakos und Pianistin Yuja Wang.

Foto: dIESNER

Wenn zwei so unterschiedlich wirkende Musiker wie dieser Geiger und diese Pianistin miteinander musizieren und ausgerechnet Werke von Janáek, Debussy, gar Bartók und Schubert aufführen, dann darf man gespannt sein, ob da überhaupt Funken stieben werden. Vorne der hüftsteife, hinter langer Mähne und Brille verhuschte Leonidas Kavakos, hinter ihm am Klavier die vermeintlich kindlich-quirlige Yuja Wang, die auch in der Tonhalle ein fast nichts verdeckendes Kleid und himmelhohe Pumps zur Schau trägt und Verbeugungen wie Klappmesser vollführt, dann darf man sich mit Recht fragen, wie denn das zusammengehen soll.

Es ist zum Schwindligwerden. Denn alles Äußere ist Schein, Zucker fürs Publikum. Im Inneren der Musik brodeln Tod und Leben, Krieg, Hoffnung, Liebe uZSnd Verzweiflung. Nehmen wir Schuberts C-Dur-Fantasie, dieses ewige Dehnen und Sehnen, dem im Variationensatz Kavakos auf seiner Stradivari Töne höchster Seligkeit entlockt - reihenweise, in rasanten, gestochen scharfen Sechzehnteln, mit Bogen-Staccato bis zum ewigen Schnee.

Yuja Wang bringt, nicht weniger virtuos, den Steinway so zum Flirren, dass man statt vom augenscheinlichen Blind Date zweier Musiker von blindem Verständnis reden muss. Bei Janáeks gewaltiger Violinsonate geht es da ganz anders zur Sache. Brachiale Attacken der Geige prallen auf große, kantable, Klaviergefühle, die Abgründe des Ersten Weltkriegs unterminieren die Zweisamkeit, und alles löst sich erst am Ende leise und zärtlich auf.

Ganz anders Debussy und sein Parfüm, das beide Musiker dezent strömen lassen. Wieder fasziniert Kavakos mit einer Tongebung, deren Süße und Tragfähigkeit nur vom Bogen her zu rühren scheint. Sein Vibrato ist dagegen manchmal eng, die Intonation irritiert bisweilen. Doch die Musik - wunderbar.

Große Kunst, doch schwere Kost: Bartóks erste Sonate. Es ist der Höhepunkt zum Schluss eines großen Abends. Wang leistet Übermenschliches. Und Kavakos wuchtet Farben in den Saal, dass man den Atem anhält. Bravi, keine Zugaben.

(RP)
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