Fußballfan-Doku "Pottoriginale 2" läuft in Düsseldorf "Wir ham keine Pokale, wir ham nur Liebe"

Das "Metropol" zeigt am Dienstag einmalig die Doku "Pottoriginale 2" über Hardcore-Fußballfans. Die ist längst nicht so gehässig, wie man befürchten könnte – im Gegenteil.

 So sind se: der "Tankwart a.D." und der "VfL-Jesus" sind die Hauptprotagonisten der "Pottoriginale"-Filme.

So sind se: der "Tankwart a.D." und der "VfL-Jesus" sind die Hauptprotagonisten der "Pottoriginale"-Filme.

Foto: Gerrit Starczewski

Das "Metropol" zeigt am Dienstag einmalig die Doku "Pottoriginale 2" über Hardcore-Fußballfans. Die ist längst nicht so gehässig, wie man befürchten könnte — im Gegenteil.

Voyeurismus warfen ihm manche vor, als Gerrit Starczewski vergangenes Jahr in "Pottoriginale" Fußballfans aus dem Ruhrgebiet porträtierte, die teils wirken wie ihre eigenen Karikaturen. Beim zweiten Teil, der am Dienstag ab 19 Uhr im Metropol zu sehen ist, wird es genau so sein.

Tatsächlich aber sagen viele Urteile mehr über die Urteilenden aus als über den Film. Auch Menschen mit Vokuhila und Schnäuzer, Fankutten und viel Bierdurst, die aussehen und auch sprechen, als wären sie einem Manta-Witz entsprungen, sind schließlich Menschen. Bei den Trailern mag einen Fremdscham beschleichen. Die kompletten "Pottoriginale"-Filme aber zeigen ihre Protagonisten schonungslos, aber trotzdem fair.

Starczewski schneidet nämlich nicht bloß die unfreiwillig komischsten, holprigsten Halbsätze seiner Antihelden zusammen, wie es in den Dschungel-, Freak- und Modelshows dieser Welt seit Jahren mit gelangweilter Routine geschieht. Er stellt ihnen Fragen, um ihre Antworten zu hören. Vor allem gilt das für den Ex-Profi Lothar Woelk und die 78-jährige Renate Kinkel, die rund um die Ruhrpott-Stadien Flaschen sammelt, nur um das erarbeitete Pfand Bedürftigen zuzustecken. Aber auch die Hardcore-Fans seit Jahrzehnten — "VfL-Jesus", "RWE-Sandy" und "Tankwart a.D." — sieht man eben nicht nur saufen, rauchen und dummes Zeug erzählen. Sondern auch versunken tanzen, strahlen und bittere Tränen weinen.

Es geht hier nicht um Fußball, nicht wirklich. Es geht um Freundschaft und Feinde (Woelk stellt klar: "Wir ham damals keinen gehasst, da hatten wir keinen Vertrach mit!"), um das Bewahren von Haltung in der so häufigen Niederlage — und immer wieder auch um Loyalität und Liebe, über die "VfL-Jesus" Thomas Dragunski mit seiner sanften Stimme so schön philosophieren kann.

Dass jede Szene gelungen wäre, heißt das noch lange nicht. Vor allem gilt das für den Auftritt des von Alkohol- und Drogenmissbrauch gezeichneten gefallenen Rockstars Pete Doherty. Egal, wie rührend er über Bayer Uerdingen sagt: "Das '05' im Vereinsnamen steht zwar nicht nur für das Gründungsjahr, sondern auch für die Zahl der Fans... — aber ich bin einer davon!".

Hier und da übertreibt es der Macher des Films aus Meerhoog im Kreis Wesel, der ein Händchen für PR-trächtige Themen (im Zweifel mit nackter Haut) hat und auch schon bei Stefan Raab saß. Da kann er nicht aus seiner Haut. Doch die eine schlecht gestellte Szene ist immerhin jederzeit als solche erkennbar. Und über die Autogrammkarten, die Starczewski für die zwei Hauptprotagonisten gedruckt hat, freuen sich die beiden augenscheinlich tatsächlich wie Bolle. Das Lachen über ihre Ansichten und deren Verbalisierung kann er sich teils nicht verkneifen — aber er verrät sie nicht.

Ja, man kann diesen Film schauen, um sich über dessen Protagonisten zu erhöhen oder die stark schwankende Bildqualität zu beklagen. Oder man wertschätzt ihn als das, was er ist: ein Fenster in diese andere Welt, von deren Bewohnern sich auch manches lernen lässt. Für "Pottoriginale" gilt dasselbe wie für seinen Haupt-Drehort Bochum: Er ist besser, viel besser, als man glaubt.

"Pott Originale 2", Dienstag, 28.3. um 19 Uhr im Metropol Kino oder auf DVD bestellbar über die Website.

(tojo)
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