Düsseldorf Gefangen im Hotel Laguna

Düsseldorf · Der Journalist Alexander Gorkow ist an den Urlaubsort seiner Kindheit zurückgekehrt. Im Zakk las er aus seinem Erfahrungsbericht.

Das alles ist das große Heimkehren des Alexander Gorkow. In seinem Buch reist er in das Paradies seiner Kindheit, für diese Lesung in seinen Geburtsort. Im Zakk hat Gorkow, der Journalist und Autor, als Heranwachsender Konzerte besucht, von Extrabreit zum Beispiel. Nun sitzt Gorkow an diesem Abend, 51 Jahre alt, auf der Bühne des Zakk und liest aus seinem Buch "Hotel Laguna". Das führt ihn eben auch an einen Ort, den er bestens kennt: Canyamel zwischen Cala Ratjada und Son Servera auf Mallorca, wo er als Kind mit seiner Familie stets Urlaub machte.

Gorkow, in Düsseldorf geboren, in Meerbusch-Büderich aufgewachsen, an der Heinrich-Heine-Universität studiert, leitet inzwischen die legendäre Seite Drei der "Süddeutschen Zeitung" in München. Für seinen Erlebnisbericht ist Gorkow nun ein Wagnis eingegangen. "Das Paradies würde kaputtgehen, wenn ich zurückkehre", sagt er, "aber ich war sehr, sehr neugierig." Was geschieht also mit einem erwachsenen Mann, inzwischen selbst Familienvater, wenn er sich in seine warmen und wohligen Erinnerungen stürzt? Wenn er die alte Telefonzelle wiedersieht, von der aus sein Vater die Firma in Düsseldorf-Heerdt anrief? Wenn er in der Bucht schwimmt, in der der vierjährige Alexander schon auf dem Rücken seines Vaters viel zu weit hinausgeschwommen ist? Wenn er den Hoteldirektor trifft, der ein Freund der Familie geworden ist?

Drei Monate des Sommers 2016 hat sich Gorkow Zeit genommen und im Hotel Laguna auf Mallorca verbracht. Eine Midlife-Crisis habe man ihm vorgeworfen, erzählt der Autor bei der Lesung. Also sprach er von seinem Experiment, sprach von einer "Gefahr", in die er sich begebe, um das vermeintlich gewöhnliche Mallorca aufregend wirken zu lassen. Gorkow erzählt in "Hotel Laguna" von der Kindheit, von Familie, von Urlaub und von der Gesellschaft. Er hadert mit der Digitalisierung, mit "Laguna-Wutbürgern", die alles kritisieren, das Frühstücksbüffet wie das Wetter, mit Paaren, die ihre Zeit im Restaurant mit dem Handy verbringen, miteinander, aber vor allem ohne einander. Gorkow gewährt auch einen tiefen Einblick und zeichnet das Porträt seines Vaters Rudolf, den er als eine Mischung von Theodor Adorno und Louis de Funès beschreibt.

Die Lesung verfolgt nur ein erlesener Kreis. Gleichwohl drängt Gorkows Buch derzeit in die Spitzen der Bestseller-Listen.

(her)
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