Düsseldorf Geschichte zum Mitnehmen

Düsseldorf · Studenten der Heine-Uni haben gemeinsam mit dem Stadtmuseum eine App mit Rundgängen zur Geschichte Düsseldorfs entwickelt. Unterwegs fällt auf: Die Stadt ist ein globales Dorf.

Mitten auf dem Burgplatz in der Altstadt befindet sich das Schifffahrtsmuseum im 33 Meter hohen, fünfstöckigen Schlossturm. Als Erinnerungsstätte für den alten Hafen ist das Museum eines von vielen Symbolen der globalen Interaktion in der Geschichte Düsseldorfs. Bei den Städtern bekannt und von vielen Touristen bewundert, beleuchtet es nicht nur die Entwicklung der Schifffahrt auf dem Rhein, sondern auch die globalen Vernetzungen der Stadt.

In einer von Geschichtsstudenten der Heinrich-Heine-Universität in Kooperation mit dem Stadtmuseum entwickelten App namens "HistoriaApp by HHU" werden diese Vernetzungen nun lokal eingeordnet. Digitale Stadtrundgänge zeigen darin die bis jetzt - zumindest im globalen Kontext - weniger beachteten Orte der Geschichte. Mit der App werden die aus dem Alltag bekannten Plätze plötzlich historisch.

Das Programm fürs Smartphone soll Stadtplan und Geschichtsbuch auf moderne Weise verbinden, sagen die Macher. Die Nutzer können sich zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg zu den sogenannten Mapstops machen, den Haltepunkten auf der Route. Zu jeder Station werden auf dem Smartphone zahlreiche Informationen und historisches Bildmaterial angezeigt.

Wen die App zum Schifffahrtsmuseum im Schlossturm führt, der erhält dort etwa Informationen rund um den alten Hafen. Nach einem Doppelklick auf die Standortmarkierung öffnen sich ein Bild des alten Hafens sowie ein kurzer Text zur Geschichte. So erfährt der Nutzer etwa, wie der Hafen zu dem Namen "Kornkammer des Westens" kam, der ihm angelehnt an die dort häufig vorkommenden Importwaren gegeben wurde. "Vor allem wurden Steine, landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Nahrungs- und Futtermittel für das Umland importiert", kann man in der App lesen. Und was den Hafen ausmachte: Mit 81 Prozent Importen war er nicht nur der größte Hafen am Rhein, sondern auch "Europas erster vollelektrischer Einfuhrhafen".

Hundert Meter weiter steht eine Persiluhr auf dem Burgplatz, die für die App-Macher die Beziehung der Stadt zu Afrika und Asien symbolisiert. Denn die Rohstoffe für die Produktion des bekannten Waschmittels der Firma Henkel stammten "aus Orten wie Victoria (heute Limbe) in Kamerun", klärt das Smartphone auf. So geht es durch die ganze Stadt. Schnell fällt auf: Sie ist ein globales Dorf.

Auf verschiedenen Routen kann der Nutzer durch Düsseldorfs Geschichte spazieren. Zu jeder Tour sind die Länge, die voraussichtliche Dauer und Informationen zur Barrierefreiheit angegeben. Es gibt Rundgänge zu den Schwerpunkten Wirtschaft, Kolonialpolitik, Kosmopoliten und zum Weltwissen und Weltbild des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In den kommenden Jahren soll die App den Machern zufolge noch erweitert werden. Als Nächstes sollen Inhalte zur Düsseldorfer Stadtentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert hinzugefügt werden. Dabei ist es dem Nutzer selbst überlassen, ob er die Erkundungstour für sich alleine, in einer Gruppe oder ganz in der digitalen Welt unternehmen möchte. Die Informationen zu den jeweiligen Orten stehen ihm im sogenannten Lesemodus der App unabhängig von den Touren auch frei zur Verfügung.

Die 14-köpfige Studentengruppe hatte zuvor ein Semester lang die internationale Geschichte der Stadt recherchiert und aufbereitet. Ziel war es, erforschte Inhalte an ein nicht-wissenschaftliches Publikum verständlich zu vermitteln; den Elfenbeinturm, aus dem so manch ein Wissenschaftler herausguckt, zu verlassen und die Stadtgeschichte aus dem Seminarraum in die Welt hinauszutragen. So zeigen die Entwickler, dass die heutige interkulturelle Gesellschaft kein reines Phänomen, sondern Geschichte ist.

Neben den digitalen Rundgängen haben die Studierenden Stadtführungen für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert: für Schüler bis hin zum Geschichtsverein. Die Broschüre "Düsseldorfer Globalgeschichte(n)" ist ein weiteres Ergebnis ihrer Arbeit. Sie bietet die kurzgefassten Informationen aus der App zu den jeweiligen Orten der Geschichte ausführlicher und mit Quellenverweisen zum selber Forschen an. Erhältlich ist sie im Stadtmuseum, Berger Allee 2, wie auch in der Heinrich-Heine-Universität an der Universitätsstraße 1 (Sekretariat der Professur "Geschichte der Europäischen Expansion" Gebäude 23.31, Raum U1.71).

Die "HistoriaApp by HHU" ist kostenlos im Google-Playstore erhältlich. Eine Version für die Apple-Betriebssoftware iOs soll folgen. Nach dem Herunterladen der App muss sich der Nutzer dann nur noch für eine Tour entscheiden. Mit einem Klick geht es auf Kurs.

(RP)
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