Düsseldorf "Granada" ist für Vargas eine Glanzpartie

Düsseldorf · Der mexikanische Tenor war Star der Gala, zu der der Freundeskreis der Rheinoper geladen hatte. Auch die Sopranistin Sylvia Hamvasi und die anderen Mitwirkenden kamen beim Publikum gut an - ebenso wie Moderatorin Judith Rakers.

Wie war es möglich, Ramón Vargas, den international gefeierten mexikanischen Tenor, nach Düsseldorf zu holen? Diese Frage interessierte nicht nur Judith Rakers. Die "Tagesschau"-Sprecherin und "3 nach 9"-Moderatorin erfuhr zu ihrer Verblüffung, dass das momentan gar nicht so schwer sei. "Er ist zurzeit ja in Wien, also ganz in unserer Nähe tätig. Viel schwerer wäre es gewesen, ihn aus Nord- oder Südamerika nach Düsseldorf zu holen." So äußerten sich übereinstimmend Christoph Meyer, Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein, und Dieter H. Vogel, Vorstandsvorsitzender des Freundeskreises dieser Oper.

Aber da stellten die beiden Professoren ihr Licht wohl doch etwas zu bescheiden unter den Scheffel. Natürlich war es eine Leistung, Vargas für die Gala des Freundeskreises zu gewinnen, und das zahlreiche Publikum im Opernhaus wusste es ihnen und ihren Helfern zu danken.

Mit Souveränität, Charme und Humor hatte Moderatorin Judith Rakers schnell die Sympathien der Zuhörer gewonnen. Das Programm mit Melodien von Mozart, Donizetti, Gounod und Verdi sei ganz den Themen Liebe und Treue gewidmet. Und genau damit, so merkte sie scherzhaft an, habe sie in der "Tagesschau" fast nie zu tun. Da müsse man schon auf die Serien der Privatsender ausweichen.

Zu den besonderen Qualitäten von Ramón Vargas - da waren sich Meyer und Vogel einig - gehört seine Vielseitigkeit. Er ist im lyrischen wie im dramatischen Fach zu Hause. Und wie er bewies, versteht er sich darüber hinaus auch auf Komik.

Mit Mozarts "Un'aura amorosa" ("Der Odem der Liebe") bewies er seine lyrischen Fähigkeiten, bei Verdi in Szenen aus "I due Foscari" und "I Masnadieri" seine dramatischen. "Gänsehaut" versprach Judith Rakers zu Recht bei Donizettis "Una furtiva lagrima". Ebenfalls bei Donizetti kam dann aber auch eine kräftige Portion Heiterkeit ins Spiel. Dafür sorgte Vargas als Trunkenbold Nemorino in "L'elisir d'amore" mit der Flasche in der Hand. In welchem Fach er auch auftrat, er beeindruckte durch seine große, vor allem in der Höhe strahlende Stimme und seine sängerische Ausstrahlung. Nicht nur in Gounods "Roméo et Juliette" bewies er seine Fähigkeit, Spannungsbögen aufzubauen.

Abgerundet wurde der gelungene Abend durch ausgezeichnete Leistungen aller anderen Mitwirkenden. Die Mitglieder der Rheinoper brauchten sich nicht zu verstecken. Maria Kataeva, ob mit "Ah, scostati" aus Mozarts "Così fan tutte" oder Gounods "Depuis hier", präsentierte sich als ausgezeichnete Mezzosopranistin. Ob mit Solo-Beiträgen oder als Vargas' Duett-Partnerin: Sylvia Hamvasi überzeugte als Sopranistin, die auch Koloraturen nicht zu scheuen braucht.

Begeisterten Beifall für eine hervorragende Leistung erhielt Bogdan Baciu, der über die Düsseldorfer Jugendförderung seine Karriere aufbaute. Er sei auf die Bühne gekommen, um dort zu sterben, scherzte Judith Rakers. In der Tat: Die Todesszene des Rodrigo di Posa aus Verdis "Don Carlo" gelang ihm faszinierend.

Die Düsseldorfer Symphoniker und der von Gerhard Michalski einstudierte Chor der Deutschen Oper am Rhein warteten ebenfalls mit vorzüglichen Leistungen auf. Lukas Beikircher dirigierte schnörkellos und zweckdienlich und bewährte sich als sicherer Gesamtleiter.

Begeisterter Beifall und drei Zugaben. Da durfte eine Tenor-Glanzpartie wie "Granada" natürlich nicht fehlen. Und was wäre als gemeinsamer Abschluss geeigneter gewesen als das Trinklied aus Verdis "La Traviata"?

(RP)
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