Düsseldorf Gurskys Schüler erobern Lanzarote

Düsseldorf · Im Museo Internacional de Arte Contemporáneo in Arrecife stellt derzeit Andreas Gurskys Fotografie-Klasse an der Kunstakademie aus. Die Schau ist Teil eines größeren Kunstprojekts des Kunstberaters Helge Achenbach.

Diese Insel lässt niemanden gleichgültig: Lanzarotes Kargheit ist abweisend und zugleich grandios, eine archaische Vulkanlandschaft, deren Wildheit wenig entgegen zu setzen ist. Gerade diese Leere aber hat schon immer Künstler angelockt und herausgefordert.

Die Klasse von Andreas Gursky an der Düsseldorfer Kunstakademie reagiert nun auf höchst unterschiedliche Weise auf das ästhetische Reizklima der Insel. Die 16-köpfige Klasse hat unter der künstlerischen Mitwirkung ihres Professors eine imposante Ausstellung im MIAC, dem Museo Internacional de Arte Contemporáneo in Arrecife, der Hauptstadt der Insel, eröffnet. Zu sehen sind dort Fotoarbeiten, die sehr konkret die Landschaft und die spärliche Vegetation der Insel thematisieren, aber auch Videoarbeiten, Installationen - wie etwa "Timon faya, der lustige Architekt" von Alexander Föllenz, eine originelle Fortspinnung der inseltypischen Architektur en miniature - sowie Skulpturen. Ganz unauffällig reihen sich in die insgesamt 53 ausgestellten Objekte auch drei neue, faszinierend kleinteilige Fotoarbeiten von Andreas Gursky selbst ein.

Neun Monate lang wurde die Ausstellung vorbereitet, die sich als Pilotprojekt versteht, das wiederum nur Teil eines Großprojektes ist, das man als freundliche Übernahme der Insel in Sachen Kunst bezeichnen könnte. Denn der umtriebige Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach will buchstäblich an allen Ecken der Insel Kunst implantieren.

So hat in der Marina Rubicon im Touristenort Playa Blanca Andreas Gurskys Meisterschülerin Anna Vogel in einer leerstehenden Premium-Immobilie mit Bilderbuch-Meerblick eine ungleich kleinere, aber ebenso feine Schau mit neuen Fotoarbeiten eröffnet. Auf der Terrasse hat Achenbach Plastiken von Juan Muñoz und Tony Cragg installieren lassen. Und im Convento de Santo Domingo in Teguise hat die Finissage einer Ausstellung mit Aquarellen von Günther Uecker stattgefunden.

Das alles hat der Netzwerker Achenbach organisiert und es soll erst der Anfang sein. Denn seit 1978 fährt Achenbach auf die Insel und will nicht nur ihr, sondern auch "den Künstlern, die mein ganzes Leben geprägt haben nun etwas zurückgeben". Die "Fundación Helge Achenbach" plant nach dem Muster der Aktion mit der Gursky-Klasse ständige Inselresidenzen für Künstler. Achenbach hat einen Beirat gebildet, in dem unter anderem Gregor Jansen von der Kunsthalle sitzt, aber auch Abgeordnete der Folkwang-Hochschule. Achenbach träumt von interdisziplinären Projekten, vom Austausch bildender Künstler mit Musikern und Choreographen und von einem europäischen Kulturfestival, das alle drei Jahre für sechs Monate auf der Insel stattfinden soll. Drei Millionen Euro investiert er in das Projekt und bemüht sich derzeit auch um EU-Gelder.

Einen idealen Ort für die Künstlerresidenzen hat er auch schon gefunden: Das Haus von Günter Wallraff in der karstigen Mondlandschaft von El Golfo. "Das Haus steht überwiegend leer, und Wallraff hat sich total für die Idee begeistert und will sein Haus - das noch umgebaut werden muss - zur Verfügung stellen", berichtet Achenbach. Bis zu 20 Künstler sollen dort künftig unterkommen. Und wie stehen die Insulaner zur Kunst-Invasion? "Die Türen stehen hier offen, außerdem binden wir die lokale Szene ja intensiv ein", so Achenbach. Der Insel-Präsident Pedro San Ginés jedenfalls wirkt bei den Eröffnungen sehr aufgeräumt, und natürlich gibt sich auch die Insel-Society die Ehre.

(RP)
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