Düsseldorf Hafner bringt den Kunstverein voran

Düsseldorf · Ein "Kreis Junge Mitglieder" belebt die Gemeinschaft. Kürzlich wurde der Verein mit dem ADKV-Art-Cologne-Preis ausgezeichnet.

 Hans-Jürgen Hafner fühlt sich in erster Linie den Mitgliedern des Kunstvereins verpflichtet. Bei Ausstellungen schielt er nicht auf Besucherzahlen.

Hans-Jürgen Hafner fühlt sich in erster Linie den Mitgliedern des Kunstvereins verpflichtet. Bei Ausstellungen schielt er nicht auf Besucherzahlen.

Foto: Bernd Schaller

Im Verein mit dem altertümlichen Namen "Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen" tut sich etwas. Während Vereine insgesamt seit Jahren schrumpfen, weil die Leute sich nicht mehr binden mögen, spürt der Kunstverein Aufwind durch einen "Kreis Junge Mitglieder", der sich vor anderthalb Jahren formiert hat und nun durch Veranstaltungen neue Akzente setzt.

Kunstvereins-Chef Hans-Jürgen Hafner zufolge handelt es sich um 50 bis 60 junge Mitglieder, die durch ihr Engagement dem Verein einen "Resonanzraum" von 100 bis 120 zusätzlichen Interessenten eröffnen. Gut möglich, dass daraus eines Tages neue Beitragszahler werden.

Dem "Kreis Junge Mitglieder" gehören vor allem Studierende und Absolventen der Akademie, Kunstwissenschaftler und auch junge Galeristen wie der Düsseldorfer Max Mayer an. Sie befassen sich vorzugsweise mit dem Verhältnis von Kunst und Kunstmarkt sowie mit der Digitalisierung der Kunst. Auch historische Themen stehen auf dem Programm, zuletzt ein Vortrag über "Abstraktion und Wegeführung. Verkehrszeichen, Farbleitsysteme und Piktogramme zwischen 1910 und 1950" von der jungen Münchner Kunsthistorikerin und Kuratorin Daniela Stöppel.

Die Unternehmungen des jungen Kreises gaben mit den Ausschlag dafür, dass die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) und die Art Cologne kürzlich ihren mit 8000 Euro dotierten Preis für Kunstvereine dem Düsseldorfer Verein zuerkannten. Die Begründung der Jury unterstreicht die Rolle der jungen Gruppe, "die das Profil des Vereins als Produktionsstätte mitträgt und stetig weiterentwickelt", ebenso wie die Ausstellungen des Vereins, "die aktuelle Fragestellungen in breiten thematischen Setzungen explizit auch an ein internationales Publikum vermitteln".

Der Verein kann solche Aufmunterung gebrauchen, denn es ist nicht leicht, die Mitglieder dauerhaft bei der Stange zu halten. Zählte er um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch fast 14 000 Mitglieder und selbst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts rund 10 000, so hat sich die Zahl inzwischen auf 3200 vermindert. Dennoch ist der Düsseldorfer Kunstverein damit immer noch einer der mitgliederstärksten in Deutschland.

Hafner zufolge versteht er sich als "Spiegel der Globalisierung". Generell interessiert sich Hafner für "noch nicht kanonisierte Lebensläufe und Karrieren"; da gebe es "immer Neues zu entdecken".

Anders als ausschließlich öffentlich finanzierte Ausstellungshäuser müssen Kunstvereine nicht ständig auf Besucherzahlen schielen. Sie fühlen sich in erster Linie ihren Mitgliedern verpflichtet. "Wir können auch etwas riskieren", betont Hafner. Wenn er auf die bereits vergangenen Jahre seines im nächsten Sommer auslaufenden Fünfjahresvertrags blickt, ist er zufrieden: Er hat zunächst ein neues Konzept erstellt, hat sich dann auf den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Kunst konzentriert und anschließend auf das Thema "Auslagerung von Verantwortung", wie er sie zurzeit in unserer Gesellschaft erlebt. Jetzt richtet er sein Augenmerk auf den "Menschen im Zustand seines Verschwindens".

Auf die derzeitigen Auseinandersetzungen in der benachbarten Kunstakademie angesprochen, äußert er Verständnis für den Standpunkt der Rektorin Rita McBride, die die Debattenkultur gegenüber dem handwerklichen Aspekt künstlerischer Arbeit stärken will. Die Kunst, so weiß er aus dem täglichen Umgang mit Künstlern und Kuratoren, hat sich verändert. Sie verbindet alles mit allem: Sinnlichkeit mit Philosophie und Gesellschaftskunde. Und ob ein Künstler an seine Produkte selbst Hand anlegt oder diese Arbeit delegiert, das gilt heute nicht mehr als entscheidend für den ideellen Wert des Objekts.

(RP)
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