Essen/Düsseldorf Gursky-Galeristin sagt als Zeugin aus

Essen/Düsseldorf · Am elften Verhandlungstag im Betrugsprozess gegen Helge Achenbach hat das Landgericht Essen gestern den Insolvenzverwalter mehrerer Firmen der Achenbach-Gruppe befragt. Es ging vor allem um die Geschäfte Achenbachs mit den Aldi-Erben.

Helge Achenbach: Bilder vom Prozessauftakt
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Die Aussage des Insolvenzverwalters offenbarte auch das hoch komplizierte Geflecht der Firmen und ihrer gegenseitigen Geschäftsbeziehungen. Das allerdings bedeutet zwar viel Arbeit für den Insolvenzverwalter, der eigens dafür einen Wirtschaftsprüfer engagieren musste. Strafrechtlich sind die so genannten Inter-Company-Geschäfte aber nicht von Bedeutung.

Aufhorchen ließ das Gericht aber ein Aktenvermerk des Insolvenzverwalters, der im Herbst notiert hatte, "Rückstellungen für Rückgaben an Albrecht" habe er aufgelöst. Es habe hohe Rückstellungen gegeben, sagte der Insolvenzverwalter. Doch er räumte ein, dass er von den Rückgabe-Garantien für den inzwischen verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht zwar "viel gehört", sie jedoch nie schriftlich gesehen habe. Achenbach hatte stets beteuert, dem Milliardär Rücknahme-Garantien gegeben zu haben. Die Anwälte der Albrecht-Familie hatten dies immer bestritten.

Im Zusammenhang mit überhöhten Rechnungen, die Achenbach dem Pharma-Unternehmer Christian Boehringer ausgestellt hatte, sagte gestern auch die Galeristin von Andreas Gursky aus. Bei Philomene Schmidt-Garre, mit deren Mutter er bereits Kunstgeschäfte gemacht hatte und die er bereits als Schülerin kannte, hatte Achenbach eine Serie von Gursky-Fotografien für Boehringers Sammlung gekauft. Die Rechnung der Galeristin ließ keine Fragen offen: Sie zahlte dem Künstler 350.000, kassierte bei Achenbach 400.000 und der wiederum bei Boehringer 450.000 Euro - "das ist doch jedem klar, wie hoch die Prozente sind, das machen wir immer so", sagte die 49-Jährige und behauptete als erste Zeugin in diesem Verfahren, der Kunstmarkt sei "völlig transparent".

Am Richtertisch sah sie dann die Rechnung, die Achenbach an Boehringer gegeben hatte. Die manipulierte Galerie-Rechnung - Achenbach hatte sie in einem Geständnis als Collagen bezeichnet - lautete auf 650.000 Euro. "Davon habe ich gehört", sagte die Galeristin und erzählte sichtlich betroffen, wie sie über die Manipulation des Kunstberaters informiert worden sei. Der Kurator der Boehringer-Sammlung, Achenbachs früherer Partner Thomas Kellein, habe sie angerufen. "Ich fühlte mich grauenhaft. Ich kenne beide schon so lange, ich wusste nicht, wer Recht hat, ich wollte das nicht glauben."

Donnerstag will das Gericht die Beweisaufnahme schließen, vorher über einen Antrag von Achenbachs Verteidiger entscheiden, der nachweisen will, dass Albrechts Witwe im Zeugenstand die Unwahrheit über ein Oldtimer-Geschäft gesagt habe. Dazu hat er beantragt, einen bereits befragten Oldtimer-Experten noch einmal vorzuladen.

(RP)
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