Düsseldorf "Honig im Kopf" im Theater an der Kö

Düsseldorf · René Heinersdorff schrieb eine neue Theaterfassung des Stücks und führt Regie.

 Karsten Speck (l.) spielt Niko Rosenbach. Achim Wolff den Vater Amandus, der an Alzheimer leidet.

Karsten Speck (l.) spielt Niko Rosenbach. Achim Wolff den Vater Amandus, der an Alzheimer leidet.

Foto: Theater an der Kö

Einen Film auf die Bühne zu bringen, noch dazu einen der erfolgreichsten der letzten zwei Jahre, ist ein mutiges Unterfangen. Bei "Ziemlich beste Freunde" klappte es in verschiedenen Theatern sehr gut. Dann eroberte "Honig im Kopf" von Til Schweiger die Kinos: die anrührende Geschichte eines Alzheimer-Kranken, der sich mit seiner Enkelin auf eine abenteuerliche Reise nach Venedig macht. Das Mädchen spielte Schweigers Tochter Emma, den alten Zausel Dieter Hallervorden. Er hatte auch die Idee, den Stoff für sein Berliner Schlosstheater umzumünzen. Florian Battermann sollte die Bühnenfassung schreiben, René Heinersdorff die Regie übernehmen.

Doch gleich zu Beginn bauten sich einige Hürden auf. "Mir war das Buch zu fragmentarisch", erzählt Heinersdorff, "auch die ursprünglich auf neun Schauspieler verteilten 17 Rollen schienen mir nicht sinnvoll zu sein." Er schlug Hallervorden vor, binnen sechs Wochen eine neue Fassung abzuliefern. Keine Nacherzählung des Films - eine theatralische Alternative. "Vergleiche sollten sich erst gar nicht einnisten können", sagt er. "Diese Arbeit hat mich dann so gepackt, dass ich schon in drei Wochen fertig war." Der Film war ihm in einigen Passagen zu kitschig und zu opulent. Aber die Grundkonzeption leuchtete ihm ein. "Eine kindliche Sichtweise kann unter Umständen die bessere Medizin sein als Tabletten", glaubt der Regisseur und Autor. Ihm kam dabei auch seine vor vier Monaten verstorbene Mutter Barbara in den Sinn. "Sie war nicht dement, lebte am Ende aber auch in ihrer eigenen Welt. Die kannst du nicht erschließen, indem du die Realität anmahnst. Die Enkelin hat das mit ihrer Naivität ganz richtig gemacht."

Til Schweiger verwende in seinen Filmen oft das gleiche Strickmuster. "Ein Mensch mit einem Defekt haut ab und erlebt spannende Sachen. Daraus entwickelt sich dann ein Roadmovie. Weil wir das auf der Bühne nicht zeigen können, habe ich die Flucht der beiden mit Wortakrobatik angereichert. Ich glaube, das ist gelungen", sagt Heinersdorff.

Nach der Berliner Premiere im Juni 2016 ging "Honig im Kopf" auf Tournee. Derzeit gastiert das Stück im "Theater im Rathaus" in Essen, das René Heinersorff ebenfalls betreibt. Am 28. April folgt die Düsseldorfer Premiere. Immer mit demselben Ensemble: Karsten Speck und Astrid Kohrs als Ehepaar Niko und Sarah Rosenbach, Achim Wolff als Vater Amandus, optisch eine Art Hallervorden-Wiedergänger. Anne Bedenbender muss als Tilda die größte Herausforderung meistern. Wie spielt man ein Kind, wenn man über 20 ist? "Indem man gar nicht erst versucht, es zu spielen", antwortet Heinersdorff. "Sondern sagt, das ist jetzt das Kind. Wir machen das mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben." Ein weiterer Kunstgriff sind die sparsam eingesetzten Requisiten. Das Mobiliar bewegen die Schauspieler selber. Heinersdorffs minimalistische Adaption mit nur vier Rollen hat sich auch an anderen deutschen Theatern durchgesetzt.

Info Das Stück "Honig im Kopf" ist vom 28. April bis zum 18. Juni 2017 im Theater an der Kö zu sehen.

(RP)
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