Düsseldorf Im FFT wird jeder zum Automaten

Düsseldorf · Morgen feiert das neue Stück des Performancekollektivs "Lukas und" Premiere in den Kammerspielen.

Ein Automat, so die Definition, ist eine Maschine, die bestimmte Abläufe selbsttätig ausführt. "Lukas und", das Performancekollektiv, hat sich während des Studiums der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen kennengelernt. Einem guten Nährboden für das, was auf einer Bühne so alles geschehen kann. Es arbeitet schon seit ein paar Jahren intensiv mit dem FFT zusammen und hat in dieser Zeit vier Produktionen auf die Beine gestellt.

Die vier Frauen, zwei Männer und ein Hund (Lukas) haben sich für "Der Automat" einem Thema gewidmet, das sich nicht sofort für das Theater zu eignen scheint. Denn die Automatisierung eines kreativen Prozesses klingt zunächst wie ein Ding des Widerspruchs.

Aber wenn das Kollektiv Theater macht, ist vieles anders. Zunächst einmal wird der Zuschauer wichtiger Teil der Aufführung. Denn er gehört in den FFT Kammerspielen zur Handlung dazu. Dazu verlässt er den Zuschauerraum und begibt sich direkt auf die Bühne.

Diese haben "Lukas und" in den letzten Wochen in eine veritable Bastelwerkstatt verwandelt, in die sie auch Besucher eingeladen haben, um dort zu experimentieren und zu bauen oder zu reparieren.

Dieser Ansatz ist wichtig, denn nicht zuletzt geht es um die Aufhebung traditioneller Rollenverteilungen. Das Stück beginnt bei den Performern schon, bevor das Stück beginnt. Dabei werden sie auch selbst zum Teil der Installation. "Wir werden auch zu Automaten, die auf einen bestimmten Reiz reagieren", sagt Stine Hertel. Der Zuschauer kann in die Bühnensituation eintauchen, er kann bestimmte Abläufe initiieren, kann Maschinen bedienen.

In der installierten "Peep Show" wirft er einen verzerrten Blick auf die Bühne, in einer anderen reagiert er auf akustische Reize. "Aber er wird nie gezwungen, etwas zu tun, er kann sich darauf einlassen, wenn er will. Oder auch nicht."

Die Beschäftigung mit Automation basiert dabei auf alten Traditionen, deren Ursprung zum Beispiel in Jahrmarkt-Attraktionen zu finden ist. "Früher gab es den Schachautomaten, eine Art Mensch-Maschine, ein falscher Automat, der so tat, als sei er keiner. In Wirklichkeit war es eine Illusion, eine Art von Betrug. Auch mit solchen Situationen spielen wir."

Und sie weisen auf eine andere Illusionsmaschine hin, den automatischen Wahrsager, der gegen den Einwurf einer Münze dem erstaunten Besucher die Zukunft vorhersagte.

Hier vermischen sich alte Traditionen mit aktuellen Theorien und Ansätzen, und es dürfte spannend werden, wie der Automatenpark von "Lukas und" zwischen Technik und Magie aussehen wird.

Die Premiere findet am Donnerstag, 29. Oktober, 20 Uhr, statt. Weitere Vorstellungen gibt es am 30. und 31. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Spielstätte ist das Forum Freies Theater Düsseldorf, Kammerspiele, Jahnstraße 3. Tickets kosten 15 Euro, ermäßigt acht Euro im Vorverkauf. An der Abendkasse kosten sie 18 Euro, ermäßigt zehn Euro. Reservierungen unter 0211 87678718.

(RP)
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