Düsseldorf Ingenieurkunst für den Farbturm von Mack

Düsseldorf · Die Kunststoffe in der neuen Stele vor dem Goethe-Museum wurden in Mönchengladbach gewebt.

Weit leuchten die Farbfelder im neuen Turm von Heinz Mack, der derzeit vor dem Goethe-Museum aufgebaut ist. Die Farbskala der neun Meter hohen Stele beginnt in warmen Rottönen, arbeitet sich über Gelb und Grün bis ins Blaue vor, einmal noch durch ein Magenta-Feld unterbrochen. Und man muss nur kurz auf die Abfolge dieser intensiven Farbflächen blicken, um zu wissen, dass sie von Heinz Mack stammen, dem Tonmeister, Farbkomponisten, Lichtbrecher unter den Künstlern.

Der neue Farbturm weist auf eine Ausstellung im Goethe-Museum, die noch bis zum 27. Mai zu sehen ist und Werke des Künstlers mit Texten Goethes aus dessen Farblehre zusammenbringt. Danach wird die Stele auf dem Campus der neuen Textilakademie NRW in Mönchengladbach aufgebaut. Sie ist also nicht nur ein vorübergehendes Werk, sondern für lange Zeit gedacht.

Das war die Herausforderung für Roland Keubler. Der Textilingenieur ist Produktentwickler beim Mönchengladbacher Textilhersteller Aunde. Dort wurden die farbigen Stoffe für die Mack-Stele hergestellt. Dabei mussten die Ingenieure nicht nur exakt jene Farbtöne treffen, die Heinz Mack für sein Werk vorschwebten. Die Farben sollten auch wetterbeständig sein, die Garne also nicht im Laufe der Zeit verbleichen. "Wir konnten also nicht einfach weiße Garne entsprechend einfärben", sagt Keubler, "das bringt die Farbstoffe nur an die Oberfläche und ist nicht dauerhaft haltbar." Stattdessen wurden die Farbpigmente den Fäden gleich bei deren Herstellung beigemengt, die Färbung geht so durch und durch und wird auch Wind und Wetter standhalten.

Die Fahnen im Farbturm sind aus einem Polyestergewebe. Die einzelnen Filamente im Garn des Stoffes sind dünner als ein Haar und werden hergestellt, indem der Kunststoff durch feinste Düsen gespritzt wird. Das Garn ist dann zunächst ganz glatt, wurde für die Stele aber texturiert, um einer Baumwolloptik möglichst nahe zu kommen, erzählt Keubler.

Diesen Prozess für nur wenige Meter Stoff zu betreiben, ist natürlich aufwendig. Doch als Mönchengladbacher Unternehmen wollte Aunde dem in Mönchengladbach lebenden Künstler Mack unbedingt die geforderten Stoffe liefern. "Wir haben uns einige Mal getroffen", erzählt Keubler, "natürlich hatte Heinz Mack sehr genaue Vorstellungen davon, wie die Farben am Ende aussehen sollten. Wir mussten erklären, was technisch möglich ist, so haben wir uns vorgetastet."

Vor ein paar Tagen hat Keubler seine Familie ins Auto gepackt, um den Farbturm in Düsseldorf zu besichtigen. "Wir haben ja nur einen kleinen Anteil an dem Werk, aber es dann vor Ort zu sehen, hat mich schon ein wenig stolz gemacht", erzählt der Ingenieur. Demnächst soll es auch noch einen kleinen Betriebsausflug ins Museum nach Düsseldorf geben, bevor der Farbturm dann nach Mönchengladbach zurückkehrt.

(dok)
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