Düsseldorf "Ja, die Weiber sind gefährlich"

Düsseldorf · Eine Sonderausstellung des Heinrich-Heine-Instituts widmet sich dem Verhältnis des Dichters zu den Frauen des 19. Jahrhunderts.

Das delikate Accessoire ließ sich Heinrich Heine aus Seide fertigen. Eigens suchte er dafür eine Schneiderin auf. Kondome waren im 19. Jahrhundert edle Textilien. Auch solche Pikanterien können die Besucher der neuen Schau "Salonfähig - Frauen in der Heine-Zeit" im Heine-Institut erfahren. Wieder hat das Haus einiges daran gesetzt, eine multimedial ansprechende Ausstellung zu bieten. So wird das seidene Detail in einem interaktiven Quiz, dem "Salongeflüster", verraten.

In der Hauptsache aber geht es um das Verhältnis Heines zu bedeutenden Zeitgenossinnen: Schriftstellerinnen wie Germaine de Staël, George Sand und Fanny Lewald oder auch Mutter Betty, Ehefrau Mathilde und Heines letzte Liebe Elise Krinitz, genannt "Mouche". Das Verhältnis zwischen Heine und den Frauen changierte zwischen Respekt, Bewunderung und Vorbehalten. Heine lebte in der Zeit der beginnenden Emanzipation der Frauen, als Schriftstellerinnen und Salonièren eroberten sie sich öffentlichen Raum. Wie ihre männlichen Weggefährten beeinflussten sie das kulturelle wie gesellschaftliche Leben der bürgerlichen und adligen Kreise . Frauen wurde Konkurrentinnen.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Heinrich-Heine-Instituts mit dem Jenisch Haus und dem Heine-Haus in Hamburg. "Diese Zusammenarbeit ist neu", sagt Sabine Brenner-Wilczek, Kuratorin der Ausstellung und Direktorin des Heine-Instituts. Neben Leihgaben für die Sonderausstellung konnten auch Exponate wie ein Sekretär erstanden werden, die im Institut bleiben werden. "Eine Dauerausstellung soll schließlich nicht statisch sein", sagt Brenner-Wilczek.

Neben originalen Heine-Handschriften gehören zu den Ausstellungsstücken ein Brief Germaine de Staëls an Friedrich Schiller, ein von Ida Hahn-Hahn gestiftetes, goldenes Votivherz sowie handschriftliche Korrespondenzen von Fanny Lewald, George Sand und Therese von Bacheracht.

Auch die besondere Beziehung Heines zu seiner Schwester Charlotte, die als die engste Vertraute des Dichters gilt, wird deutlich. Selbst wenn alle anderen "meschugge" seien - sie beide hielten noch immer zusammen, heißt es in einem Brief, den der Schriftsteller einst an sein "Lottchen" verfasste.

Heines berühmteste und gleichzeitig außergewöhnlichste Verehrerin war die österreichische Kaiserin Elisabeth, "Sisi", die auf Korfu sogar ein Denkmal für den Dichter anfertigen ließ. Einige Stücke aus ihrem persönlichen Besitz werden gezeigt, so etwa ein Straußenfeder-Fächer und ein Teeservice.

Zudem gibt es Nachbildung eines Reisekleids Ida Hahn-Hahns. Als erste Frau ihrer Zeit hatte die Gräfin sich einen Pass ausstellen lassen, um in den Orient zu reisen. Anstatt die Reise in der umständlichen Frauenkleidung des 19. Jahrhunderts anzutreten, hatte Ida Hahn-Hahn sich dafür ein "costume de gamin", also ein jungenhaftes Kostüm, anfertigen lassen, wie sie in einem Reisebericht schreibt.

Heine stand diesen emanzipierten Frauen ambivalent gegenüber. Zum einen schätzte er ihren Intellekt - besonders den seiner letzten großen Liebe Elise Krinitz. Zwar wurde die Zuneigung zwischen den beiden nie physisch - "Worte, Worte, keine Taten" - doch nahm er an, durch die starke Verbindung miteinander, nach seinem Tod in ihr weiterleben zu können.

Doch trotz aller Bewunderung stand er den gebildeten Frauen seiner Epoche auch argwöhnisch gegenüber und reduzierte sie auf ihr Äußeres: "Ja, die Weiber sind gefährlich! Aber ich muss doch die Bemerkung hinzufügen, dass die schönen nicht so gefährlich sind, als die, welche mehr geistige als körperliche Vorzüge besitzen." Bei den Schriftstellerinnen sei zwar ein Auge aufs Papier, das andere aber immer auf einen Mann gerichtet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort