Düsseldorf Jazz-Legende Lee Konitz begeistert mit Saxofon-Wohlklang

Düsseldorf · Was könnte er nicht alles erzählen, der mittlerweile 88-jährige Altsaxofonist Lee Konitz, der schon bei der Geburtsstunde des Cool Jazz mit Miles Davis dabei war. Stattdessen spielt er lieber weiter, so wie in der ausverkauften Jazzschmiede.

Er ist eine der letzten Legenden, hat alle Großen begleitet. Ob mit Lenny Tristano am Piano, ob mit Gerry Mulligan oder mit Warne Marsh, er kannte sie alle, hat mit "Subconscious-Lee" (1949) ein klassisches Solowerk veröffentlicht. Und er spielt noch immer, umgibt sich mit Musikern, die locker seine Enkel sein könnten.

In der Jazzschmiede improvisiert er mit dem Thomas Rückert Trio, er pflegt sein Lebenswerk, das frei ist von wilden Ausbrüchen, schon immer war er auf der Suche nach dem diffizilen Wohlklang, ist es auch in hohem Alter noch immer. Rückert am Piano, Reza Askari am Bass und Fabian Arends am Schlagzeug begleiten ihn subtil, lassen ihm den Raum und die Zeit, die er braucht. Besonders Rückert flicht ihm betörende Glissandi, drängt sich jedoch nie in den Vordergrund und breitet seine zitatenreichen Anspielungen vor ihm aus. Arends zeigt neben dem subtilen Spiel mit dem Besen bei seinen Soli, dass er auch fester zupacken kann.

Der Altmeister nimmt des öfteren Platz, dann wieder steht er am Bühnenrand oder flicht fast rührenden Scat-Gesang ein. Dass Rückert es ihm beim Lautmalen gleich tun will, sorgt fast für Heiterkeit, nicht nur bei ihm selbst, auch beim Publikum. Das besteht aus Kennern. In seinen späten Jahren hat Konitz viel Wertschätzung erfahren, 2015 wurde er in die Hall of Fame der renommierten Jazz-Zeitschrift "Down Beat" aufgenommen. Natürlich ist seine Musik nicht mehr so modern, wie sie einmal war, warum auch, er hat schließlich seinen Teil zur Entwicklung der Musik beigetragen, aber ihn zu hören und zu sehen, ist ein Genuss. Als Gastmusiker kommen Kristina Brodersen (Altsaxofon), und Tobias Weindorf (Piano), auf die Bühne, besonders mit der jungen Frau kann er im Duett zeigen, wie gut er mit anderen spielen kann. Konitz kann seine Zuhörer nicht nur zurücktransportieren. Sondern auch in der Gegenwart für Schönheit und Wahrheit sorgen.

(RP)
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