Düsseldorf Jetzt schon 25 Prozent mehr Symphoniker-Abos

Düsseldorf · Gegen den Trend: Düsseldorfs Musikfreunde buchen vermehrt Dauerkarten. Neuerdings gibt es auch kleinere Abonnements.

Eine Strophe des seit einigen Jahren leiser werdenden Passionschorals der klassischen Musik ist dem Abonnenten gewidmet: Angeblich ist er steinalt und gehört einer aussterbenden Spezies an. Abos seien out, hieß es oft im Jargon der Branche; das Publikum entscheide lieber spontan, wo es abends hingehe.

Dass dieser moribunde Gesang immer seltener erklingt, hat viel mit den Selbstheilungskräften des Betriebs zu tun: kaum ein Konzerthaus, kaum eine Philharmonie, die nicht auf fantasievolle, einladende Programme auch für neue Konzertgänger setzt; auf eine Education-Abteilung eigens für Kinder und junge Erwachsene; auf spezielle Werbestrategien. Nun ist der Düsseldorfer Tonhalle aber das Kunststück gelungen, für die kommende Spielzeit 2015/2016 die Zahl der Abonnements für die "Sternzeichen"-Serie deutlich zu steigern - also für die Reihe der städtischen Symphoniekonzerte, deren zwölf Programme jeweils freitags, sonntags und montags in der Tonhalle gespielt werden.

Diese Steigerung ist vorderhand nicht verwunderlich, weil die Düsseldorfer Symphoniker in der kommenden Saison, was die Kompetenz und das Renommee ihres Chefdirigenten betrifft, einen ordentlichen Qualitätsschub bekommen. Adam Fischer wird ihr neuer sogenannter Principal Conductor sein, ein international renommierter Dirigent, der vor allem durch die Intensität seines Musizierens überwältigt. Er wird am 20. November mit zwei Sinfonien sein Debüt geben: der Nr. 88 von Joseph Haydn und der Nr. 7 von Gustav Mahler.

Ob es Fischers ureigener Ausdrucksweise entsprungen ist, wenn er das Publikum im Abo-Flyer "Mit einem Abonnement zahlen Sie bis zu 30 Prozent weniger, Sie Sparfuchs!" anredet, sei dahingestellt. Jedenfalls ist der Faktor Fischer unbestreitbar; der aus Ungarn stammende Musiker grüßt derzeit ja überdimensional von einem Transparent, das von der Tonhalle auf die Oberkasseler Brücke in jede U-Bahn und jeden Pkw winkt.

Die Frequenz der Abos ist jedoch auch deshalb angestiegen, weil das Team rund um Intendant Michael Becker jetzt pfiffigerweise drei verschiedene Abos für die "Sternzeichen"-Reihe anbietet. Weiterhin kann man alle zwölf Konzert buchen und verpasst dann kein einziges Programm. Man kann aber künftig auch fünf oder sieben Konzerte bestellen, hat auch dann einen festen Platz. Diese beiden Reihen verhalten sich komplementär zueinander: Wer das 5er-Abo hat, wird nie auf jemanden treffen, der das 7er-Abo gewählt hat. Beide Abonnenten werden aber stets einen 12er-Abonnenten in Sicht haben.

Auf diese Weise kommen dann in der kommenden Saison statt bisher 20 000 gleich 25 000 Besucher, also 25 Prozent mehr, in die Symphoniekonzerte; dabei sind wegen des Poststreiks noch nicht alle Bestellungen ein- und Flyer rausgegangen. Becker freut sich schon darauf, dass diese Zahlen bis zum Spielzeitbeginn noch steigen können.

Die Symphoniker können sich also getrost in den Sommerurlaub begeben - auch in dem Bewusstsein, dass die vergangene Spielzeit künstlerisch sehr erfolgreich war. Soeben gastierte das Ensemble unter Eliahu Inbal im Rotterdamer Konzertsaal de Doelen; zuvor gab es ein Japan-Gastspiel. In Erinnerung ist auch, dass beim gloriosen Gastkonzert im Wiener Musikvereinssaal die dortigen Veranstalter offen von einer neuerlichen Einladung sprachen.

(RP)
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