Düsseldorf Klaus Doldinger feiert seinen 80. in der Tonhalle

Düsseldorf · Der Saxofonist, Komponist und Bandleader machte den "Jazz made in Germany" international bekannt.

 Klaus Doldinger lebt seit 1968 in Icking bei München. Doch für seinen runden Geburtstag kommt er zurück nach Düsseldorf.

Klaus Doldinger lebt seit 1968 in Icking bei München. Doch für seinen runden Geburtstag kommt er zurück nach Düsseldorf.

Foto: anne orthen

Der wohl bekannteste und erfolgreichste Jazzmusiker und Filmkomponist Deutschlands wird 80 Jahre alt: Klaus Doldinger. Er erfreut sich bester Gesundheit und ist so produktiv wie eh und je. Das muss gefeiert werden, natürlich in Düsseldorf, wo er mehr als 20 Jahre lebte und wo seine Karriere begann. Doch Doldinger wäre nicht Doldinger, wenn er das nicht auf der Bühne tun und wenn er dazu nicht viele musikalische Gäste einladen würde. So wird er an seinem Geburtstag, dem 12. Mai, und am darauffolgenden Abend im Rahmen der Jazz Rally, deren Schirmherr er seit vielen Jahren ist, in der Tonhalle auftreten. Dort, wo er als Teenager, als dieser Konzertsaal noch "Rheinhalle" hieß, die ersten großen Jazzkonzerte von Musikern aus den USA erlebte.

Udo Lindenberg, der fünf Tage nach Doldingers Geburtstag 70 Jahre alt wird, ließ kürzlich verlauten: "Meinen eigenen Geburtstag feiere ich eigentlich nicht so. Bei Partys von anderen jedoch bin ich immer gern dabei, da singe ich dann auch einen und hoch die Tassen." Und so wird der Panikpräsident, der bei der Gründung von Doldingers Band "Passport" vor 45 Jahren die Trommeln rührte, seinem früheren Bandkollegen am 12. Mai auf der Bühne ein Ständchen bringen.

Unter dem Motto "Still Loud", das den für Musiker üblichen Spruch "80 Jahre und kein bisschen leise" wortspielerisch auf den Kopf stellt, präsentieren Klaus Doldinger und seine Geburtstagsgäste seine aktuelle CD, die Lieblingsstücke aus seinem gut 400 Kompositionen umfassenden Werk enthält, sowie Titel von seinem letzten "Passport"-Album "En Route".

Dass Klaus Doldingers erste Begegnung mit dem Jazz um seinen neunten Geburtstag herum stattfand, als er im Mai 1945 in einem oberbayerischen Dorfgasthof eine Combo der US Army hörte, ist bekannt. "Das war ein erster Eindruck, der natürlich bei mir Spuren hinterlassen hat", sagt er, "aber die eigentlich prägenden Ereignisse waren die ersten großen Konzerte, die ich in Düsseldorf erleben durfte, wie Lionel Hampton und seine Big Band." Doldingers musikalisches Talent hatte sich schon früh gezeigt. "Es gab zwar bei uns zu Hause kein Klavier", erinnert er sich, "wohl aber bei meiner Großmutter. Immer, wenn wir sie besuchten, habe ich darauf improvisiert. Meine Eltern schickten mich deshalb mit dem Eintritt in die höhere Schule aufs Robert-Schumann-Konservatorium." Dort genoss er eine klassische Ausbildung in den Fächern Klavier, Klarinette und Musiktheorie.

Jazzplatten waren damals noch so schwer zu ergattern, dass man sie nicht nur zu Hause hörte, sondern, um das Vergnügen mit anderen zu teilen, auch in Gesellschaft, im sogenannten "Hot Club Düsseldorf". Doldinger erinnert sich: "Wir trafen uns in einem Hinterraum des Musikhauses Jörgensen, um gemeinsam Schallplatten anzuhören oder Vorträge zum Thema Jazz." Doch beim Zuhören allein konnte es nicht bleiben. Doldinger lernte im "Hot Club" auch seine ersten Mitmusiker kennen. Am Konservatorium dagegen war Jazzmusik unerwünscht.

Zur richtigen Zeit am rechten Ort gewesen zu sein, war die Voraussetzung dafür, dass sich Doldingers Talent entfalten konnte. Einer dieser Orte war der legendäre Jazz-Club "New Orleans" in der Königstraße, wo sich heute das Restaurant "Victorian" befindet. "Da, wo die Bühne früher war", erinnert er sich, "stehen jetzt die Köche und zaubern ihre Gerichte. Aber es ist seltsam: Auch wenn die Räumlichkeiten inzwischen völlig anders aussehen: Man spürt immer noch die Präsenz dessen, was dort einmal war."

1960 waren er und seine damalige Dixieland-Band "The Feetwarmers" tatsächlich zu der Stadt aufgebrochen, nach der dieser Club benannt worden war, und bereits von dieser ersten USA-Tournee kehrten sie zurück als Ehrenbürger von New Orleans.

In Düsseldorf erlebte Klaus Doldinger auch den kreativen Aufbruch der bildenden Künstler mit, die sich in der Nachkriegszeit zu einer lebendigen Szene rund um die Kunstakademie zusammengeschlossen hatten. "Heinz Mack war mein Zeichenlehrer am Gymnasium", sagt er. "Ich wohnte nicht weit von der Schule entfernt und entsinne mich noch, dass ich ihn einmal eingeladen habe, um ihm zu Hause etwas vorzuspielen. Er ist ja damals auch als Pianist unterwegs gewesen und spielt immer noch Klavier. Ein enger Freund, bis zum heutigen Tage, ist Konrad Klapheck, ein großer Jazz-Fan. Wir haben oft in seinem Atelier gesessen, wenn er malte, und haben Charlie Parker oder Ornette Coleman gehört." Günter Grass, einen anderen Wanderer zwischen den Künsten, traf Doldinger damals im "Csikôs" in der Andreasstraße, das als "Zwiebelkeller" aus der "Blechtrommel" in die Literaturgeschichte einging. "Er fiel mir auf", sagt Doldinger, "weil er dort ab und zu Washboard spielte."

Ebenfalls in Düsseldorf, auf dem Deutschen Amateur-Jazz-Festival 1962, wurde dem jungen Saxofonisten sein erster Schallplattenvertrag angeboten. Im darauffolgenden Jahr erschien die LP "Doldinger. Jazz Made In Germany", die ihm - als erstes Album eines deutschen Jazz-Musikers, das international veröffentlicht wurde - schlagartig Aufmerksamkeit in den USA verschaffte.

Auch seine Frau Inge, mit der Klaus Doldinger seit 1960 verheiratet ist, hat er in Düsseldorf kennengelernt. "Sie ist eine große Musikliebhaberin", sagt er, "und war auch vor unserer Freundschaft schon sehr dem Jazz und der bildenden Kunst verbunden. Das private Glück ist eine wesentliche Grundlage dafür, dass ich noch so gut beieinander bin." Plötzlich wird Klaus Doldinger nachdenklich. "Das sagt sich so leicht", meint er. "Vieles hängt auch von der Gunst des Schicksals ab. Ich glaube nicht, dass man das in der Hand hat. Das ist das Leben. Jedenfalls: Glück zu haben, ist etwas Wunderbares."

(RP)
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