Düsseldorf Konzert mit zu vielen Worten

Düsseldorf · Bekannt aus Film und Fernsehen - das ist Daniel Hope inzwischen fast mehr als in seinem Hauptberuf, der Geigenspielerei. Vielleicht ist das der Grund, warum die Intendanz des Robert-Schumann-Saals den gut aussehenden, berühmten Briten als Zugpferd für ein neues Konzertformat verpflichtet hat. Anlässlich der Reihe "erstKlassik!" tritt Hope gemeinsam mit Sebastian Knauer auf, dem Pianisten, der für solche Gesprächskonzerte bekannt ist und schon häufig im Schumann-Saal zu Gast war. Vier Nachmittage sind geplant. Titel: "Wann darf ich klatschen?"

Zum Auftakt war der Saal ziemlich voll, wahrscheinlich voller, als hätten die beiden ein klassisches Duo-Programm im Gepäck gehabt. Die Herren treten auf die Bühne, als gelte es, einfach nur Musik zu machen. Nur ihre Mikrofone verraten, dass sie auch noch erzählen werden.

Sie spielen zunächst mal ein Lied aus den Canciones von de Falla, Hope klopft an sein Mikro und liest, wo gerade die Noten standen, seinen Text ab: Herzlich willkommen, und was man so sagt, in seiner unnachahmlichen Mischung aus Steifheit, smarter Formulierung und unnatürlichen Betonungen, die den Briten herauskehren. Er liest sich von Pointe zu Pointe, bald auch im Wechsel mit Knauer, der den gleichen Text vor sich hat, damit er weiß, wann er dran ist. Sie erzählen aus der Perspektive von Menschen, die noch nie im Konzert waren: vom Kammerton, von Tonartencharakteristik (die wird aber nie mit Namen genannt), von Kuschelklassik, schlechtem Musikunterricht, störenden Klimaanlagen, dem Erlebnis Livekonzert.

Alles ist auf Konsens gebürstet, stammtischtauglich, nur bisweilen ist das auch ganz witzig. Zwischendurch gibt es Beethovens Mondscheinsatz aus der "Mondscheinsonate", eine gestückelte Grieg-Sonate und am Ende George Gershwin samt weitgehend bekannten Anekdoten. Hope spielt seine Guarneri-Geige klangvoll und überrascht auch Kenner mit gewagten dynamischen Rückungen. Knauer begleitet sachkundig, bisweilen brillant. Als der zuvor einstudierte Text schließlich zu Ende ist, wird's wirklich mal lustig: Die Musiker improvisieren über Themen von Gershwin, angefangen bei "Summertime". Das ist so gut, dass auch Konzert-Erstlinge das gleich merken. Ohne viele Worte.

(RP)
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