Kö-Bogen in Düsseldorf Kunstinstallation zeigt Fotos von Flüchtlingsgräbern

Düsseldorf · Die Fotoausstellung "Lampedusa 361" erinnert an die Flüchtlingskatastrophe vor der italienischen Küste. 70 Matten mit Fotos von Flüchtlingsgräbern liegen zurzeit am Düsseldorfer Kö-Bogen aus.

 70 Fotomatten wurden am Kö-Bogen ausgelegt.

70 Fotomatten wurden am Kö-Bogen ausgelegt.

Foto: jpl

"361, Lampedusa, 3 - 10 - 2013" - nur diese Inschrift zeichnet das Grab aus. Es ist das Grab eines im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlings. Er ist der 361. Flüchtling, der am 3. Oktober 2013 vor der Küste Lampedusas gestorben ist. Name, Alter und Familienangehörigkeit sind unbekannt. Von ihm ist nicht mehr als diese Nummer auf einem anonymen Grab geblieben.

Rechts und links davon stehen weiter Gräber desselben Typs: selber Stein, selbe Grabplatte, selbe Inschrift. Sie unterscheiden sich nur durch die eingravierten Zahlen. Dieser Anblick bietet sich zurzeit am Kö-Bogen (Königsallee 2), nur sind es nicht die Gräber, die zu sehen sind, sondern 70 großformatige Matten mit Fotos der Flüchtlingsgräber.

Beinahe täglich wird in den Nachrichten über verunglückte Flüchtlinge im Mittelmeer berichtet, im vergangenen Jahr sind es mehr als 5000 Männer, Frauen und Kinder gewesen. Sie sind ertrunken, in zu engen Frachträumen erstickt oder verdurstet. Aber diese Nachrichten werden vergessen. Um ihnen im Tod ein Stück Würde zu erhalten, bestatten die Sizilianer die auf der Flucht Gestorbenen in Gräbern auf ihren Friedhöfen.

Die Kunstinstallation "Lampedusa 361" erinnert an die Flüchtlingskatastrophe vor der Küste Siziliens. Sie ist aus der Kooperation der Stadt mit dem Haus der Universität, der Organisation Friends of Dresden Deutschland und dem Verein Düsseldorf-Palermo entstanden. Friends of Dresden hatte sie anlässlich der diesjährigen Verleihung des internationalen Friedenspreises "Dresden-Preis" an Domenico Lucano, dem Bürgermeister von Riace, einem Küstendorf im Süden Italiens, in Auftrag gegeben.

Die Idee hinter all dem kam von der Autorin Heidrun Hannusch. Sie recherchierte auf zwei Dutzend sizilianischen Friedhöfen, erarbeitete das Konzept, schrieb die Texte und leitete das Projekt. Die Fotos machten der Düsseldorfer Fotograf Carsten Sander und sein Dresdener Kollege Oliver Killig.

Noch bis Donnerstag, 13. Juli, sind die Fotomatten ausgestellt. Die Autorin Heidrun Hannusch bietet währenddessen Führungen an und berichtet über die Entstehung, Recherche und die Entwicklung des Projekts. Den Abschluss macht am Donnerstagabend ab 19 Uhr die italienische Sängerin Etta Scollo mit einem Konzert im Haus der Universität, Schadowplatz 14. Die Tickets für das Konzert kosten 15 Euro und sind im Vorverkauf im Haus der Universität täglich von 10 bis 18 Uhr erhältlich.

(RP)
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