55 Dinge, Die Nur 30 Minuten Von Düsseldorf Entfernt Sind Lebendiges Rheinisches Schützenmuseum

Düsseldorf · Wissenschaftlich fundiert, aber keineswegs "verstaubt" wird im Rheinischen Schützenmuseum das heimische Brauchtum vermittelt. Von Susanne Niemöhlmann

 Festzug der Schützen vor dem Haus Rottels, in dem das Rheinische Schützenmuseum seinen Sitz hat.

Festzug der Schützen vor dem Haus Rottels, in dem das Rheinische Schützenmuseum seinen Sitz hat.

Foto: andreas Woitschützke

Fröhliche Gesichter, Tanzpaare und Kirmesbesucher, bunte Uniformen und Sommerkleider - den schönsten Blick auf das erst 2011 eingepasste Schützen-Fenster hat, wer das Rheinische Schützenmuseum ganz unorthodox über den Innenhof betritt. Denn das Schmuckstück, das die Glaswerkstatt Rudolf Pongs nach dem Entwurf des Neusser Künstlers Heribert Münch fertigte, ziert das Oberlicht der gegenüberliegenden Eingangstür von Haus Rottels.

Gestiftet hat das Werk, das künstlerisch die verschiedenen Aspekte des Festes verdichtet, Karl Hans Arnold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mediengruppe RP. Er kam 2011 als Ehrengast zum Neusser Schützenfest - und setzte damit bereits in dritter Generation eine Familientradition fort. Dass sich schon Großvater und Vater der schützenfestlichen Kleiderordnung widersetzten und statt des erwünschten Zylinders den "Bibi" aufsetzten, dafür findet der Enkel in der Ausstellung fotografische Beweise - eine Anekdote von vielen, die der Präsentation eine menschliche Note geben.

Wie das Schützenfest gefeiert wird, muss niemand den Menschen zwischen Rhein und Erft erklären. Warum es gefeiert wird, wo die Wurzeln liegen und wie sich das Brauchtum entwickelte, ist Sache der Historiker und Volkskundler. Im 2004 eröffneten Rheinischen Schützenmuseum wird dieses Wissen unterhaltsam und ansprechend an die Besucher vermittelt. Derzeit, so Museumsleiterin Britta Spies, liege der Sammlungsschwerpunkt noch deutlich im Gebiet des Rhein-Kreises. Doch zunehmend würde das Museum auch auf Interesse von Gruppen aus anderen Landesteilen stoßen.

Die übersichtliche Präsentation über zwei Ebenen, liebevoll zusammengestellt und geschmackvoll arrangiert, ist einen Besuch wert: Thematisch gegliedert und mit erläuternden Texten versehen sind Uniformen und Fahnen, Pokale, Orden und Königssilber, Waffen und Musikinstrumente zu sehen, finden sich historische Schützenfestplakate, Zeitungsberichte und Mitgliedskarten neben alten Fotos. Gleich an mehreren Stellen kann der Besucher auf Wunsch historische Filmsequenzen abspielen. Für die Königinnen- und Ballkleider sowie die funkelnden Diademe ist die Beletage des Hauses, mit Holzdielen, Sprossenfenstern und Kronleuchtern an der stuckverzierten Decke der angemessene Rahmen. Und auch die Kirmes ist mit Kinderbelustigung, Schießautomaten und Schiffschaukel vertreten.

Empfehlenswert und aufschlussreich ist auf jeden Fall eine Führung von Britta Spies und ihren fachkundigen Kollegen. Da wird dann auch die historische und gesellschaftliche Dimension deutlich, wenn die Geschichte des Schützenwesens seit den Anfängen vor rund 600 Jahren nachgezeichnet wird.

(RP)
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