Düsseldorf Max Goldt bleibt im Zakk ganz vornehm

Düsseldorf · Eine Aufwärmphase braucht an diesem Abend niemand. Weder der Autor, der zum "gefühlt tausendsten Mal" im Zakk auftritt, noch das Publikum, wenngleich Einzelne gerade erst mit Abendkassenkarten in den Saal gehuscht sind, als Max Goldt um kurz nach acht seinen Platz einnimmt. Sie sind gekommen, um unterhalten zu werden, das spürt man von Beginn an. Es hat mitunter etwas von einer Sitcom-Serie: Das Publikum nimmt einem das Lachen ab, bevor man in seiner spätabendlichen Trägheit die Pointe identifiziert und verarbeitet hat.

Dass es keine Frage des Alters ist, Max Goldts Alltagsbeobachtungen amüsant zu finden, verrät ein Blick durch die Reihen. Hier treffen Studenten auf Berufstätige und Rentner. Die Halle präsentiert sich im gediegensten Gewand. Die sonst so ausladende Bühne verdeckt ein blutroter Vorhang. Davor sitzt Max Goldt, in sich ruhend wie ein Buddha, dabei aber durchaus vornehm: Sein Sakko zieht er nicht aus, da kann die Luft noch so warm und stickig werden. Der Autor hat eine Mappe mit zusammengetackerten Blättern dabei, in der sich neben der jüngsten Dramolettensammlung "Räusper" auch in die Jahre gekommene Prosa-Texte verbergen. An den richtigen Stellen lächelt Goldt verschmitzt. Vielleicht weil er um die Genialität von Wortschöpfungen wie "Eigenspeichelrunterschlucker" weiß, vielleicht aber auch aus bloßer Zufriedenheit über die bereitete Freude. Ungekürzt, perfekt ausbalanciert, nie gelangweilt, aber doch mit spürbarer Vortragsroutine liest er die Szenen, Episoden und Geschichten vor: Denkt man sich Kulisse und Lacher weg, findet man sich im perfekten Hörbuch wieder.

SIMON LANGEMANN

(RP)
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