Düsseldorf Mischa Kuball breitet sich aus

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Künstler zeigt in einer Ausstellung seine "Materialsammlung" und lässt über Kunst in der Öffentlichkeit diskutieren.

Mit Kunst im öffentlichen Raum ist das so eine Sache: Vieles nimmt man im Vorbeigehen gar nicht mehr wahr. Mit Sicherheit war das anders, als Mischa Kuball vor fünf Jahren eine Herde Schafe durch die Schweizer Hauptstadt Bern treiben ließ. Die Tiere liefen durchs Stadtzentrum auf das "Schlachthaus Theater" zu - dessen Namen nicht von ungefähr kommt, sondern an die frühere Nutzung des Hauses erinnert. 300 Schafe eroberten also den Raum zurück und machten auch viel Dreck. Den habe man noch Tage später im Theater gerochen, erzählt Kuball und freut sich. Und die Berner, die seien erschrocken gewesen über die Begegnung, dabei seien die Schafe keine unbekannten Wesen, es gebe sie schließlich überall rings um die Stadt.

In einer Ausstellung soll nun an den Auftrieb erinnert werden, zwar lässt Kuball in der Akademie der Wissenschaften und Künste keine Schafe frei, aber er zeigt Videoprojektionen von dem, was in Bern los war. "Public Preposition" heißt die Schau, die der Künstler eine "Materialsammlung" nennt. Weltweit hat er in den vergangenen Jahren gewirkt, in Kattowitz etwa ließ er eine hellerleuchtete Straßen- als Geisterbahn durch die Stadt fahren, in Thessaloniki brachte er einen an Malewitschs "Schwarzes Quadrat" erinnernden Demonstrationszug auf die Straße. Hochverdichtete Momente seien das, sagt er. Das macht sie flüchtig. Seine Schau soll darum eher dokumentarischen und weniger Kunstausstellungs-Charakter haben. "Nägel in die Wand zu schlagen, das ist nicht mein Ding", sagt er. Kuball möchte in der Akademie ein Gerüst aufstellen, Angelschnüre spannen und daran seine Materialien befestigen.

Kunst im öffentlichen Raum funktioniert durch "Verschiebung, Irritation, Intervention und Zuspitzung", sagt Kuball. Was Kunst im öffentlich Raum überhaupt ist, darüber lässt sich streiten. Unterm Dach der Akademie möchte Kuball diesen Diskurs führen und zugleich das Haus nach außen öffnen. Seit 2015 ist er Mitglied der honorigen Akademie. Mit einem Symposium - das Kuball nicht nur als Tagung für Fachpublikum verstanden wissen will - wird die Ausstellung am 16. Februar eröffnet. Unter anderem sprechen dann Bildhauer Tony Cragg und die Chefin des Gladbacher Museums Abteiberg, Susanne Titz, über "Kunst und Öffentlichkeit".

Info "Public Preposition", 20. Februar bis 30. März, Akademie der Wissenschaften und Künste, Palmenstraße 16; Symposium: 16. Februar, ab 15 Uhr (Anmeldung: www.awk.nrw.de), Ausstellungseröffnung um 19 Uhr.

(kl)
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