Düsseldorf "Mozart hat mich immer begleitet"

Düsseldorf · Edita Gruberová singt am 24. Februar in der Tonhalle. In der Opernwelt wird sie verehrt wie eine Göttin.

"Mit Mozart hat es begonnen, und mit Mozart hört es auch auf", sagt Edita Gruberová. "So wird der Anfang zum Ende." Traurig klingt das nicht, denn sie lacht dabei. Allenfalls ein wenig kokett. Schon jetzt reicht ihr Gastspiel-Kalender bis 2017 — da singt die "Königin des Belcanto" in Japan die Titelpartie in Donizettis "Lucrezia Borgia". Warum also hält sie ihr Mozart-Programm, das sie am 24. Februar mit dem Münchner Kammerorchester in der Tonhalle präsentiert, für einen "krönenden Abschluss"? "Weil alle diese herrlichen Arien Meilensteine meines Lebens sind", antwortet Edita Gruberová.

"Die Konstanze, die Donna Anna, die Susanna. Mozart hat mich durch meine Karriere begleitet wie kein anderer Komponist." Seiner "Zauberflöte" verdankt sie ihren ersten Erfolg an der Wiener Staatsoper. 1970 debütierte sie dort als "Königin der Nacht", eine Rolle, in der sie danach auf vielen Bühnen Triumphe feierte. "Aber davor hatte man mich auch sieben Jahre lang mit kleinsten Rollen abgespeist", fügt sie hinzu. "Wien war meine Wiege und wurde mir später zur künstlerischen Heimat. Ein schönes Gefühl. Ich spüre es bis heute, wenn ich die Schwelle zur Staatsoper übertrete."

In der internationalen Opernwelt wird die slowakische Sängerin verehrt wie eine Göttin. Dass sie mit 67 Jahren ihre Stimme noch immer mühelos in höchste Koloratur-Höhen klettern lassen kann, sei das Ergebnis einer neuen Technik, die sie sich erst in jüngster Zeit aneignete, erzählt sie. "Sie erlaubt mir, weiterhin alles zu machen, was ich will. Es ist ein Wunder, dass ich mich beglückender Weise dabei gar nicht anstrengen muss. Diese raffinierte Technik in meinem Alter noch begreifen und umsetzen zu können, erfüllt mich mit großer Begeisterung." Würde es sich dann nicht anbieten, ihr Wissen und Können an den Nachwuchs weiterzugeben? Doch da reagiert Gruberová eher zurückhaltend. "Ich halte nicht viel von Meisterkursen", gibt sie zu. "Was ein Sänger mit seiner Stimme erreichen kann, welchen Ausdruck und welche Möglichkeiten er für sich entdecken kann, lässt sich nicht immer vermitteln. Es ist das Leben, das es uns beibringt." Ihre eigene Karriere hätte kein anderer entscheidend mitgeprägt, stellt sie klar. "Meine Stimme hat das alles selber entschieden. Ich habe meinen Platz ganz allein gefunden. Und ausgeschöpft, was mir gegeben war."

Wohl aber nutzt sie jede Gelegenheit, hochbegabten Nachwuchs zu fördern. Im November 2013 erhielt Edita Gruberová in Baden-Baden den Herbert-von-Karajan-Musikpreis. Mit den 50 000 Euro unterstützt sie nun zwei junge Künstler - einer ist der Bariton Richard veda. Wie sie stammt er aus Bratislava, gemeinsam werden sie dort in diesem Jahr ein Galakonzert geben. veda ist im Ensemble der Rheinoper, singt mit Don Giovanni, Papageno ("Die Zauberflöte") und Graf Almaviva ("Die Hochzeit des Figaro") große Partien.

Warum gastierte Edita Gruberová eigentlich noch nie in Düsseldorf? "Es hat sich einfach nicht ergeben", erklärt sie und zögert, bevor sie weiterspricht. "In den letzten Jahren arbeitete eine meiner beiden Töchter an diesem Haus, schon deshalb ging es nicht mehr. Ich wollte nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden. Und sie sperrte sich erst recht dagegen, weil sie unter ihrem eigenen Namen Anerkennung finden will." Barbara Klimo, Regisseurin und Choreografin, war zunächst Regieassistentin an der Rheinoper. Mit dem Einakter "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky lieferte sie im Juni 2013 ihre erste eigene Inszenierung ab, hat Düsseldorf aber inzwischen verlassen.

Edita Gruberová ist am Zürcher See zu Hause. Hier findet sie die Ruhe, sich auf ihre Opernrollen, Liederabende und Konzerte vorzubereiten. Im Mai singt sie an der Bayerischen Staatsoper wieder Bellinis "Norma", mit der Partie der Elisabetta in Donizettis "Roberto Devereux" tritt sie 2014 und 2015 in Wien, Berlin und München auf. "Das Frühwerk von Mozart musste ich mir auch erst wieder einhämmern", kommentiert sie ihre derzeitige kleine Tournee, die sie nach Düsseldorf führt. "Ich staune selber, dass es immer noch geht und bin erfüllt von großer Dankbarkeit. Das ist kein Klischee, das kommt ganz tief aus meinem Herzen", sagt sie. "Es ist ja doch eine ganze Menge, die man in über vier Jahrzehnten durch die Gurgel gelassen hat."

(RP)
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