Düsseldorf Musik wie eine Expedition durch den Dschungel

Düsseldorf · Der Schlagzeuger von Kreidler, Thomas Klein, hat ein Album veröffentlicht. Unter dem Namen Sølyst produziert er Klangwelten.

 Thomas Klein geht als Sølyst eigene Wege.

Thomas Klein geht als Sølyst eigene Wege.

Foto: Anika Potzler/Bureau B

Thomas Klein ist ein gefragter Musiker, und weil das immer mehr Menschen wissen, passieren Szenen wie diese: Da klingelt während des Gesprächs mit dem Schlagzeuger das Telefon - es ist die Anfrage für einen Auftritt bei einem südafrikanischen Musikfestival.

Bekannt ist Thomas Klein vielen als Schlagzeuger der Band Kreidler, dabei geht der Musiker als Solist auch eigene Wege. Er nennt sich: Sølyst. Nun hat er ein neues Album veröffentlicht, es ist bereits sein drittes. Es heißt "Steam Age", und der Drummer hat sich darauf zum Ziel gesetzt, die Rolle des Schlagzeugs in der Musik neu auszuloten.

Grundlage von "Steam Age" bleibt weiterhin die instrumentale Musik, Gesang engt Klein zu sehr ein. Kein Wunder, dass der Nichtsänger Brian Eno einer der wenigen ist, die ihn beeindrucken. Dessen Arbeit mit David Byrne nennt er als Einfluss. Hingegen überrascht es da, dass ihm "Wired For Sound", ein alter Hit des britischen Sängers Cliff Richard, gefällt.

"Eigentlich bin ich an Flächen und Strukturen interessiert", sagt der Musiker. Das heißt, weg von Strophe und Refrain, hin zu einem vom Sequenzer angetriebenen Sound, der sich auch auf Percussion stützt. "Für die neuen Aufnahmen habe ich auch ein altes Klavier benutzt, das eigentlich ausgemustert werden sollte, aber dann noch einmal als Soundquelle diente", sagt er. "Solche Klangquellen faszinieren mich", erzählt er. "Es geht auch darum, die Rolle des Schlagzeugs zu erweitern."

Das führt auf "Steam Age" zur Integration von Klängen, die trotz Songtiteln wie "Mount Eiffel" fast asiatisch anmuten. Klein verdichtet diese zu Klangflächen. Auch wenn die Oberfläche zuweilen sperrig, fast abweisend erscheint, entstehen so beim Zuhören Bilder, die es zu erschließen gilt. Songs kann man diese Soundstücke kaum nennen, auch die Titel sind wie bei vielen anderen Instrumentalstücken unzuverlässige Wegweiser, die nur eine ungefähre Richtung angeben. Manches Mal leuchtet in der Tiefe ein Licht auf, wie beim "Eulenflug", aber zumeist muss man sich seinen eigenen Weg durch den Dschungel bahnen.

Wie die Filmmusik lässt "Steam Age" den Weg zu Assoziationen offen, weil es die Bilder fließen lässt, auch die aus der Natur. Und wenn man sich erst von den starren Vorstellungen gelöst hat, die einem die meiste Popmusik vorgibt, gibt es bei Sølyst viel zu entdecken.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort