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Düsseldorf Musikalisch duldet der liebe Gott andere Götter, etwa den Karel aus Prag

Düsseldorf · Wenn der aus Mönchengladbach gebürtige Katholik Wolfram Goertz die Stufen der Kanzel der evangelischen Neanderkirche hinaufsteigt, ist die Fan-Gemeinde im dicht besetzten Kirchensaal wie jedes Jahr voller Erwartung. Dieses Mal hat der Musikredakteur der Rheinischen Post ein äußerst passendes Thema für das Vorspielen und Kommentieren von Musik ausgewählt: Was würde eigentlich der liebe Gott hören, wenn er in einer ruhigen Minute dazu käme, Platten aufzulegen? Welche CDs und Schallplatten würde er auswählen? Was aus seiner gut bestückten, man kann sagen, riesigen Sammlung würde er wohl zu Gehör bringen? Klassik, Schlager, Jazz?

Wolfram Goertz hat die Auswahl übernommen, ganz ohne Blasphemie, dafür mit einem Augenzwinkern. Wie sonst käme er auf die Idee, den Abend mit dem "Sub-Bass" von Bruce Low und seiner Single "Das Kartenspiel" zu beginnen? Der obskure Text wird von der "Air" von Bach unterlegt. Es ist der Auftakt für Goertz' eklektische Mischung aus Erhabenem und Heiterem, aus Einleuchtendem und Überraschendem. Und so folgt auf Low sogleich die "Morgenstimmung" der "Peer Gynt"-Suite von Edvard Grieg.

Gott kennt kein Schubladendenken, auch wenn ihm Stücke, die seine Schöpfung preisen, doch ganz besonders lieb sind. Aber er steigt auch zu den Mühseligen und Beladenen hinab, die ihm am Herzen liegen. Zu denen gehört Jan Delay mit seiner Kartoffel-im-Mund-Stimme eher nicht, vielleicht aber die Klientel, die er in "Sankt Pauli" besingt.

Man merkt es schon, hier gibt es Brüche, auch wenn die durch eine große Klammer zusammengehalten werden. Es ist ein bisschen so, als hätte jemand ein Mix-Tape aufgenommen, die früher beliebte Zusammenstellung von Lieblingsliedern auf einer Musik-Cassette, oft mit dem Ziel, die Angebetete für sich einzunehmen, Dabei kommt man mitunter auf die seltsamsten Einfälle.

Und wenn Gott das Thema ist, warum nicht gleich Gott auflegen, den Karel aus Prag. Und dass es dann auch noch die "Biene Maja" ist, lässt den Anschlag auf der Heiterkeitsskala ziemlich ansteigen. Immer wieder wird aus launigem Vortrag ernste Vorlesung, wenn Goertz die Geheimnisse der Kompositionskunst eines Arvo Pärt erklärt. Dass er uns noch verrät, dass dessen Tochter am Düsseldorfer Schauspielhaus beschäftigt ist, solche Nebensächlichkeiten machen den Reiz des Abends eben auch aus.

Aber der Kritiker Goertz kann auch zum Prediger werden, wenn er von der Nächstenliebe spricht und den Flüchtlingen, die ihrer bedürfen. Wer sich am Ende inspiriert fühlt (wer eigentlich nicht?), kann anhand einer ausgehändigten Playlist seinen Favoriten nachspüren. Ein Tipp: "In Paradisum" von Gabriel Fauré.

Die Erlöse der Veranstaltung beim "Düsseldorf Festival" gehen ans Festival selbst und an die von Wolfram Goertz betreute Musikerambulanz in der Uniklinik Düsseldorf.

(RP)
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