55 Dinge, Die Nur 30 Minuten Von Düsseldorf Entfernt Sind Nachbarhäuser mit Geschichte

Düsseldorf · Schloss Hülchrath und das nur zwei Kilometer entfernte Kloster Langwaden sind zwei sehr beliebte Ausflugsziele im Rhein-Kreis Neuss.

 Schloss Hülchrath ist nicht nur zu den beliebten Mittelalterfesten einen Besuch wert.

Schloss Hülchrath ist nicht nur zu den beliebten Mittelalterfesten einen Besuch wert.

Foto: Lothar Berns

Unterschiedlicher könnten Nachbarn kaum sein. Während Schloss Hülchrath, ursprünglich als Schutz gegen einfallende Wikinger errichtet, immer wieder belagert und umkämpft wurde, lebten kaum zwei Kilometer weiter Nonnen im ruhigen Kloster Langwaden.

 Im Kloster Langwaden finden regelmäßig Führungen statt.

Im Kloster Langwaden finden regelmäßig Führungen statt.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Heute sind alle Kämpfe ausgefochten. Zisterziensermönche sind in das Kloster eingezogen, und beide historischen Stätten sind vor allem eines: beliebte Ausflugsziele im Rhein-Kreis Neuss. Die Biergärten sind im Sommer meist sehr gut besucht. Im Kloster wird Bier aus der ältesten Klosterbrauerei Deutschlands verkauft. Viele wandern dann auch über die Felder von Hülchrath nach Langwaden. Aber beide Orte locken Besucher vor allem mit ihrer spannenden und hintergründigen Geschichte an.

Schloss Hülchrath hatte es nicht immer leicht. Da es für den Kölner Erzbischof ein strategisch wichtiger Amtssitz im ständigen Streit gegen seinen Jülicher Gegenspieler war, musste es auch einigen Kämpfen und Eroberungsversuchen standhalten. Bei einer besonders bitteren Auseinandersetzung 1583 wurde sogar das gesamte Dorf zerstört. Aber das Schloss weiß seine kriegerische Vergangenheit gut zu verbergen. Die Vorstellung, dass der gemütliche Biergarten Schauplatz zahlreicher Hexenprozesse gewesen sein soll, scheint fast schon absurd. Teile des Schlosses, das sich seit 1954 in Privatbesitz befindet, werden seit zehn Jahren von einer Eventagentur für Hochzeiten und Firmenfeiern vermietet.

Bei einer Führung durch Hexenturm, Kasematten und Burgruine erfahren die Teilnehmer vom Schicksal angeklagter Hexen, von Folter, von jüdischen Friedhöfen und von Nazis, die die Burg als Ausbildungslager genutzt haben. Und bei solch einer Tour drängt sich der Verdacht auf, dass Hülchrath nicht immer das Märchenschloss war, das es heute ist.

Schnitt zum nur zwei Kilometer entfernten Kloster Langwaden, das 1145 gegründet wurde. Und obwohl es direkt neben Schloss Hülchrath liegt, sind die ersten 600 Jahre des Stifts fast schon langweilig. Die Nonnen schienen sich von den zahlreichen Kämpfen am Nachbarschloss kaum beeindrucken zu lassen. Doch auch das Kloster genoss keine Immunität: 1802 wurde es von Napoleon entweiht, von einem französischen Diplomaten gekauft und zum Schloss umgebaut. Die Kirche wurde abgerissen und die Nonnen vertrieben. Erst 1961 pachteten wieder Mönche des Zisterzienser-Ordens das marode Gebäude und restaurierten es. Heute erinnert eine aus 50 alten Klostersteinen nachempfundene Kirche an die schwere Zeit, die das Kloster hatte. Die 14 Mönche möchten Besucher, aber auch sich selbst an die schwere Zeit erinnern, die das Kloster überstehen musste.

(RP)
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