Düsseldorf Nachwuchskünstler zeigen ihr Können

Düsseldorf · Ungewöhnliche Fotos, eine Reise durch die Stadt oder übermalte Dias vom Opa gibt es bei der Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk.

 Katja Merle (19) hat alte Dias von ihrem Großvater ausgegraben und mit Acrylfarben übermalt.

Katja Merle (19) hat alte Dias von ihrem Großvater ausgegraben und mit Acrylfarben übermalt.

Foto: Bretz Andreas

Auf der großen Fotoleinwand ist ein junges Mädchen zu sehen, das in einer Badewanne liegt und dabei umständlich nach einem Blumentopf greift. Die Pose wirkt etwas verkrampft, doch gerade das Tattoo am Unterarm der Abgebildeten erinnert ein wenig an typische Instagram-Fotos. Genau das wollte die 17-jährige Mathilda Egels mit ihrer Fotoserie "out of our comfort zone" auch erreichen. "Mir ging es darum, das ganze Gestellte loszuwerden und Menschen auf eine andere Art zu zeigen", sagt die Schülerin aus Willich, die bei der diesjährigen Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk ausstellt.

 In ihrer Fotoserie zeigt Mathilda Egels (17) Menschen, die ziemlich unbequeme und ungewöhnliche Posen einnehmen.

In ihrer Fotoserie zeigt Mathilda Egels (17) Menschen, die ziemlich unbequeme und ungewöhnliche Posen einnehmen.

Foto: Bretz Andreas

Die Ausstellung ist der Höhepunkt des Kunst- und Kulturprojekts der Artig-Zentrale, das seit den vergangenen Sommerferien läuft und von der Stadt und der Vodafone-Stiftung finanziert wird. "Wir haben in den vergangenen acht Monaten mit den Nachwuchskünstlern die unterschiedlichsten Projekte ausgearbeitet", sagt Dennis Palmen, Projektkoordinator der Artig-Zentrale. Die Teilnehmer sind alle zwischen 17 und 24 Jahren alt. Was sie vereint, ist die Liebe zur Kunst. Am Anfang der Projektphase wussten noch nicht alle, was sie umsetzen wollten. "Deshalb gab es verschiedene Workshops, in denen die Teilnehmer sich ausprobieren konnten", erzählt Palmen. Bei dem Artig-Projekt, das es schon seit 2004 gibt, steht das selbstständige Arbeiten im Vordergrund. "Jeder soll das Kunstwerk realisieren können, das ihm vorschwebt", sagt er.

 Yannis Pütz (22) erweckt mit seinem Audiowalk die Großstadt zum Leben und entführt den Zuhörer in Parks und zum Flughafen.

Yannis Pütz (22) erweckt mit seinem Audiowalk die Großstadt zum Leben und entführt den Zuhörer in Parks und zum Flughafen.

Foto: Bretz Andreas

Der 22-jährige Yannis Pütz hat sich beispielsweise einen Audiowalk überlegt, bei dem der Zuhörer sich per Kopfhörer auf eine Reise durch die Großstadt begibt. Pütz ist für sein Projekt quer durch die Stadt gegangen und hat an den verschiedensten Orten Tonaufnahmen gemacht. Das knapp 25 Minuten lange Endprodukt läuft in der Artig-Werkschau in Dauerschleife ab und entführt den Zuhörer unter anderem zum Flughafen. "Die Teilnahme bei Artig war eine tolle Erfahrung, weil ich endlich mal kreativ arbeiten konnte", sagt Pütz, der Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität studiert. Im Studienalltag komme ihm der Praxisanteil oftmals zu kurz.

Mehr oder weniger zufällig ist Schülerin Katja Merle auf ihre Projektidee gestoßen. Im Keller fand sie kistenweise alte Dias von ihrem verstorbenen Großvater. "Meine Mutter hat mich ermuntert, etwas mit den Aufnahmen zu machen", sagt die 19-Jährige. Kurzerhand hat sichdie Nachwuchskünstlerin überlegt, die Dias mit Hilfe einer Nadel und Acrylfarben zu übermalen. Dabei sind ganz neue Bilder entstanden, die zum Beispiel Gärten zeigen. "Ich wollte den Sichtweisen meines Opas meine eigene Bedeutung geben", erklärt Merle ihr Werk, das aus insgesamt 80 Dias besteht. Sie ist schon sehr gespannt darauf, wie die Besucher auf ihre Bilder reagieren werden.

Die Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk wird vorerst die letzte sein, da das Projekt nach jetzigem Stand nicht fortgeführt wird. Die Vodafone-Stiftung will zum Ende des Geschäftsjahres 2016/17 die Förderung des Programmes beenden. Der Artig-Gedanke soll aber aufrecht erhalten werden, weshalb neue Förderer gesucht werden.

(sdt)
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