Düsseldorf Nils Landgren ehrt Leonard Bernstein in der Tonhalle

Düsseldorf · Es war ein großes Geschenk, das Plattenboss Siggi Loch dem wichtigsten Musiker seines Jazz-Labels zum 60. Geburtstag machte. Er schlug dem schwedischen Posaunisten Nils Landgren vor, eine Leonard-Bernstein-Hommage aufzunehmen - mit dem sechsfachen Grammy-Preiträger Vince Mendoza als Arrangeur, einem klassischen Orchester, einem Jazz-Trio und mit Janis Siegel von The Manhattan Transfer als Sängerin.

In der Tonhalle bewies Landgren, dass dieses Projekt auch live und in veränderter Besetzung funktioniert. Die Schwedin Viktoria Tolstoy übernahm den weiblichen Gesangspart mit Bravour. Ihre klare Stimme fügte dem amerikanischen Glamour ein wenig nordische Kühle hinzu. Die Konzentration auf den Klang von Holz- und Blechblasinstrumenten tat den Melodien Bernsteins gut. Das Ergebnis hatte weder die schwere Süße eines Orchesters mit Streichern noch die blendende Strahlkraft einer Bigband. Was Landgrens Trio mit 17 Musikern der Neuen Philharmonie Frankfurt auf die Bühne zauberte, war ein geschmackvoller, verhaltener Klang. Landgrens Gesang und sein Posaunenspiel gehen ans Herz, besonders in "Somewhere", einem Song über den Frieden in besseren Zeiten.

Erst am Schluss blitzt auf, wofür man "Mr. Red Horn" und seine "Funk Unit" liebt: das ausgelassene Spiel. Dass er dazu keine Mitmusiker braucht, zeigt seine Solo-Darbietung des Volksliedes "Ack Wärmland Du Sköna", in dem er die Posaune zunächst sanft singen, dann mehrstimmig röhren lässt, bevor er sich eingroovt in die Rock-Hymne "Smoke On The Water". Es folgt sein legendärer Posaunen-Strip, bei dem er das Instrument nach und nach auseinanderbaut. Zum Abschied gibt's "One Hand, One Heart". Im Quartett klingt das wie ein schwedisches Weihnachtslied.

Barbara Steingießer

(RP)
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