Michael Mendl Nils Landgren mischt Jazz mit Funk

Wenn Nils Landgren mit seiner Funk Unit ins Studio oder auf Tour geht, ist eines garantiert: Das Ergebnis fährt mächtig in die Beine; tanzfreudiger als der Ausnahme-Posaunist spielt kaum ein anderer Jazzer auf. "Das mag komisch klingen", grinst der Mann mit der brüchigen Stimme, "ein Schwede, der sich seit jeher mit Funk beschäftigt, aber es ist wirklich so: Ich wollte schon immer diese Musik spielen."

Fünfzehn Jahre zählte der kleine Nils, als er mit seinem Bruder in Paris urlaubte und im Künstlerviertel Montparnasse an einem Plattenladen vorbeilief, aus dem Funkmusik tönte. "Ein unglaublich tolles Posaunen-Solo!" erinnert sich Landgren. "Ich musste da unbedingt rein und obwohl ich kein Wort Französisch konnte, haben wir herausgefunden, dass es sich um Fred Wesley and the J.B.s handelte. Ich habe die Platte gekauft und sie zuhause völlig kaputt gespielt." Seither ist er "infiziert" von dieser "Körpermusik", von der "Lust, sich zu bewegen und wohl zu fühlen: Funk hat einen fast statischen Rhythmus, es herrscht eine Voodoo-mäßige Atmosphäre".

Für sein aktuelles Projekt "Some Other Time" indes hat sich der polyglotte Jazzer der Musik Bernsteins angenommen, dessen Klassiker aus der "West Side Story" und anderen Musicals von Star-Arrangeur Vince Mendoza für großes Orchester und Solisten neu orchestrieren lassen. "Bernstein ist sehr vielfältig, teilweise auch sehr tiefsinnig, doch zugleich stets zugänglich und sehr melodiös", schwärmt der 60-Jährige von diesem Ausflug in eine andere Zeit und Musik, der ihn im Rahmen der "Jazz Nights" mit einigen Kollegen sowie der Neuen Philharmonie Frankfurt nun auch nach Düsseldorf führt. "Teilweise verlangt sie zwar viel vom Zuhörer, denn es ist eine anspruchsvolle Musik - aber eben immer auch mit dem Anspruch, Menschen diese klassische Musik zu eröffnen."

Ein Anspruch, den Landgren selbst ebenso für "seinen" Jazz hegt: "Ich habe das über die Jahre bei vielen Leuten beobachtet, die sagen: Nein, Jazz, das will ich nicht - aber deine Art von Jazz, das finde ich toll." Seine Schlussfolgerung: "Das bedeutet doch, wahnsinnig viele Leute würden auf Jazz stehen, wenn sie wüssten, dass Jazz nicht nur so oder so klingen kann." Sondern eben auch so wie nun "sein" Bernstein. Denn der passe gut "zu uns als improvisierenden Musikern - und das ist keineswegs mit allen klassischen Komponisten möglich".

Info Landgren tritt am 13. März ab 20 Uhr in der Tonhalle auf.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort