Düsseldorf Pop-Karussell: David Guetta im ISS Dome

Düsseldorf · Es wird dunkel, Stroboskop-Blitze zucken am Bühnenhimmel. Alarmsignale aus den Lautsprechern. 8000 Fans im ISS Dome wissen es: David Guetta ist im Anmarsch. Sein DJ-Pult ist Thron und Kanzel zugleich. Doch was ist das für ein Typ, dem die Masse rund zwei Stunden huldigen wird? Einer, der so normal wirkt, wie man nur wirken kann: Der 48-jährige Pariser trägt schulterlanges, ungekämmtes Haar, Fusselbart und Schlabber-T-Shirt. Wenn er das Publikum zum Klatschen oder Armwedeln animiert, sieht das nicht perfekt einstudiert aus, sondern fast ein wenig unbeholfen.

Von seinem Pult aus führt der DJ immer tiefer in die digitale Welt und steuert eine absolut irre Show: Lichteffekte flackern zu knallbunten Videos, Konfetti und Luftschlangen fliegen durch die Luft, Feuer und Rauchfontänen schießen aus dem Boden. Die Besucher begeben sich auf eine waghalsige Karussellfahrt durch den Pop der letzten Jahrzehnte. Nancy Sinatras "Bang Bang", The White Stripes' "Seven Nation Army" oder Charles & Eddies "Would I Lie To You" sind nur einige Hits, die Guetta in seinem rasanten Party-Dance-Mix versampelt. Und auch bei den eigenen Hits greift er auf die aktuellen Charts zurück und beschwört Gemeinschaftsgefühl: "Wir sind alle eins, könnt ihr es fühlen?"

Dieses Gemeinschaftsgefühl, das der französische DJ auslöst, ist allerdings ein unscharfes: Er vereinnahmt in seinem Mash-Up-Mix alles, was im Mainstream-Pop gut ankommt - längst nicht nur aus dem elektronischen oder R'n'B-Bereich. Auch Indierock-Gitarren oder Klavier-Motive von Coldplay leiten seine Stücke ein. Das wirkt manchmal etwas beliebig und ist in der "ernsthaften" Techno-Szene nicht hoch angesehen. Guetta und seinen Fans kann das egal sein: Sie vereint der Spaß an einem unkomplizierten, immer tanzbaren Sound, ein Abend, nach dem alle mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Max Florian Kühlem

(RP)
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