Düsseldorf Quadriennale - letzte Chance für teures Festival

Düsseldorf · Heute startet das große Kunstfest. Die Leiter wollen stärker in die Stadt wirken. Denn die Zukunft des Festivals gilt als ungewiss.

Rochus Aust hat die Fanfare zum Beginn der Quadriennale komponiert. Sie erklingt aus elf großen Trichtern, hier der auf dem NRW-Forum.

Rochus Aust hat die Fanfare zum Beginn der Quadriennale komponiert. Sie erklingt aus elf großen Trichtern, hier der auf dem NRW-Forum.

Foto: Andreas Bretz

Es soll der Höhepunkt des Kulturjahres in Düsseldorf werden: Heute startet die Quadriennale, das seit 2006 alle vier Jahre ausgerichtete Fest der Bildenden Kunst. 13 Museen zeigen Ausstellung zum Leitmotiv "Über das Morgen hinaus", beteiligt sind alle großen Häuser. Die Veranstalter hoffen auf 350 000 Besucher.

Ein Anliegen der Festivalmacher ist es diesmal, über die Ausstellungen hinaus stärker in den öffentlichen Raum zu wirken. Studenten der Akademie bekleben zum Beispiel Gebäude mit auffälligen Installationen aus Klebeband in der Quadriennale-Farbe Lila. Das KAI10 zeigt eine Ausstellung im Freien im Medienhafen, die Stiftung Schloss Benrath legt Gemüse-Gärten an belebten Orten an. Im Sommer will eine Künstlerin gar auf den Rheinwiesen einen Turm aus Ton errichten und schließlich abbrennen.

Diese Öffnung in die Stadt soll dabei helfen, mehr Menschen aufmerksam zu machen — und dadurch doch noch eine Zukunft für die Quadriennale zu schaffen. Deren Fortbestand über das laufende Festival hinaus gilt als ungewiss: Hinter vorgehaltener Hand rechnet man im Umfeld der Stadtspitze damit, dass diese Quadriennale die letzte sein wird — falls sie nicht eine Begeisterung auslöst, die eine Fortsetzung rechtfertigt. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe will sich erst nach dem Festival zu solchen Fragen äußern.

Die Opposition im Stadtrat hatte schon ein Aus vor diesem Jahr gefordert. 4,2 Millionen Euro lässt sich Düsseldorf die Quadriennale kosten. SPD und Grüne hätten es lieber gesehen, wenn die Stadt das Geld auf andere Weise für die Kultur eingesetzt hätte, etwa zur Sanierung von Museumsgebäuden oder zur Förderung der Freien Szene. Sie kritisieren die Quadriennale als überflüssiges Prestige-Projekt. Die schwarz-gelbe Mehrheit stand aber zu dem lange geplanten Festival.

Initiator der ersten Quadriennale 2006 war Oberbürgermeister Joachim Erwin gewesen. Er wollte eine Bühne für die Museen schaffen und Touristen in die Stadt ziehen. Die erste Ausgabe war mit 380 000 Besuchern ein Publikumserfolg. Zur zweiten Ausgabe kamen allerdings 150 000 Zuschauer weniger, zudem bemängelten Kritiker ein fehlendes künstlerisches Konzept.

Deshalb erarbeitete mit Wolfgang Ullrich für dieses Jahr erstmals ein künstlerischer Leiter ein Konzept, er wird von einem Beirat aus Museumschefs unterstützt. Die Macher mussten mit einem um 800 000 Euro gekürzten Zuschuss auskommen.

Über die Qualität des dritten Kunstfests können sich Museumsbesucher ab heute bis zum 10. August eine Meinung bilden. Zum Auftakt ist heute von 19 bis 22 Uhr der Eintritt in alle Museen frei.

Beginnen wird die Quadriennale mit einer lauten Fanfare: Der Künstler Rochus Aust hat auf elf Dächern riesige Klangtrichter aufgebaut, durch die Musiker ab 18.50 Uhr ein von ihm komponiertes Werk spielen — das Ergebnis soll klingen wie eine Mischung aus Mensch und Maschine. Ab 19 Uhr wird die Musik im Boden fortgeführt: Sie ertönt aus 40 Gullideckeln.

(RP)
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