Düsseldorf Quartett Quadro Nuevo vereint klangvoll Länder und Kulturen

Düsseldorf · Schweiß tropft von der Stirn, unter dem Strohhut rinnen kleine Bäche hervor und vereinen sich mit der Sonnenmilch im Gesicht zu grauen Schlieren - doch D.D. Lowka stapft unbeirrt weiter die grobe, steinerne Treppe zum Frauenkloster Evangelistrias empor.

Mag die Sonne auch brennen und auf dem Rücken des Kontrabassisten das Instrumentarium prägende Eindrücke hinterlassen: Nur keine Anstrengung zeigen - schließlich haben die vier Musiker von Quadro Nuevo ihre Familien im Schlepptau bei dieser Gipfeltour zum Kerkis, dem höchsten Berg auf der griechischen Insel Samos, und da ist Motivation schon für die vier Kinder gefragt. Auch wenn nicht nur die sich in der sengenden Mittagshitze inzwischen fragen, ob diese Wanderung auf den Spuren des Ikarus wirklich so eine tolle Idee war ...

Doch das Quartett liebt es nun einmal, fremde Länder, Menschen und Kulturen zu erkunden und diese Bilder, Melodien und Gerüche in die eigene Musik einfließen zu lassen. Und zu einem Klang zu verschmelzen, der Orient und Okzident vereint, Leidenschaft und Nostalgie, der belebt und wärmt. Wie weit Saxofonist Mulo Francel und seine Kollegen dabei gehen dürfen, wird bis heute nicht im Studio erprobt, sondern auf der Straße: So suchen sich die vier Freunde auf ihren gemeinsamen Urlauben in den Mittelmeerländern oft einen Marktplatz oder eine Bar - und spielen. "Wir können so sehr viel ausprobieren", erklärt Akkordeonist Andreas Hinterseher die ungewöhnliche Ortswahl, "vor allem aber bekommen wir vom Publikum unmittelbar die Rechnung." Nun, an diesem Tag auf Samos ist es allein die Natur, die ihnen die Rechnung präsentiert für ihre Abenteuerlust - hinweg über Schotterebenen, durch Geröll und blanken Fels. Im Bergschatten durcheilen die bayerischen Söhne des Ikarus diese Mondlandschaft: archaisch, stachlig, salzig. Und plötzlich stehen sie oben im letzten Licht des Tages, blicken auf das orange eingefärbte Meer und die Inseln im Dunst. "Fernweh, eine unglaubliche Sehnsucht dorthin zu kommen", verspürt Francel - "alle Sorgen sind auf einmal ganz weit weg." Es ist eben diese Lust am Aufbruch ins Unbekannte, die auch ihre Musik prägt, wenn Quadro Nuevo so ziemlich alles zwischen Tango und Flamenco, Klezmer und Filmmusik, Jazz und neapolitanischen Volksweisen mischen - ohne dass sich dafür eine Schublade fände.

"Sicher kann man Musik nicht neu erfinden", meint Lowka, "aber wir haben einen ganz eigenen Sound entwickelt, wo jeder seine Freiräume für Improvisationen und Soli hat." Garantiert auch, wenn die Oberbayern nun im Savoy Theater auf die Sufi-Musiker des Ensembles Cairo Steps treffen, um nach neuen Klang-Pfaden zu suchen, mögen diese manchmal auch steinig sein und ins Ungewisse führen. Doch wie Francel es so treffend charakterisiert: "Per aspera ad astra" - denn dieses Quartett lebt und liebt seine Musik einfach mit allen Sinnen.

Info Samstag, 25. März, Savoy Theater, 20 Uhr, Karten (19-32 Euro): 01806/ 570070.

(RP)
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