Düsseldorf Rivalinnen unter sich

Düsseldorf · In dem tragikomischen Stück "Lotti und Lilya" trifft eine Frau auf die Geliebte ihres toten Mannes. Zwischen ihnen fliegen die Fetzen.

 Schauspielerin Marianne Rogée, Autorin Katrin Ammon und Schauspielerin Christiane Hecker in der "Komödie" (v.l.).

Schauspielerin Marianne Rogée, Autorin Katrin Ammon und Schauspielerin Christiane Hecker in der "Komödie" (v.l.).

Foto: Anne Orthen

Vor etlichen Jahren machte Katrin Ammon auf einem jüdischen Friedhof eine Beobachtung. "Jemand hatte ein Kreuz aus Tannenzweigen auf ein Grab gelegt", erzählt sie, "da fühlt man sich als Autorin doch sofort herausgefordert." Mit dieser Inspiration schrieb sie ihr Zweipersonen-Stück "Lotti und Lilya". Nach der Uraufführung 2011 am Wiener Stadttheater Walfischgasse wird es nun erstmals in Deutschland gezeigt. Michael Greiling inszeniert es mit den Schauspielerinnen Marianne Rogée und Christiane Hecker für die "Komödie", Premiere ist am 26. Oktober. "Lotti und Lilya" firmiert als "Das besondere Extra" und wird zu unregelmäßigen Terminen in den laufenden Spielplan eingebettet.

Katrin Ammon kam dieser Tage nach Düsseldorf, um eine Probe zu besuchen. "Ich war neugierig und wollte sehen, wie die Figuren, die ich mir ausgedacht hatte, auf der Bühne zum Leben erweckt werden", sagt sie. "Bis zur Premiere konnte ich es nicht mehr abwarten." Die beiden Frauen legte sie so unterschiedlich an, wie es nur ging, "damit sie sich aneinander reiben können."

Ein bittersüßes Stück, tragisch und humorvoll zugleich. Marianne Rogée spielt die exzentrische Jüdin Lilya, die mit dem Hallodri Benno verheiratet war. Als er schon längst gestorben ist, trifft sie in einem Café zufällig auf seine langjährige Geliebte Lotti. "Sie ist introvertiert, scheu, bürgerlich und sehr katholisch, fast schon bigott", charakterisiert Christiane Hecker ihre Figur. "Das hinderte sie aber nicht daran, ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann einzugehen." Lilya dagegen wirkt selbstsicher. "Sie kann austeilen", sagt Marianne Rogée, "aber auch sie ist eine Frau, die vom Leben betrogen wurde." Ihre Rolle sei äußerst reizvoll und gestalterisch flexibel: "Man könnte sogar körperliche Gebrechen darin unterbringen, so man sie denn hätte. Eigentlich ist sie ein weit geöffnetes Tor ins Altersfach."

Katrin Ammon berichtet von familiären Verbindungen zum Judentum. "Mich interessieren die Kultur und die Schicksale der Menschen", sagt sie. Es ist das erste Bühnenstück der Autorin, die zuvor zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen verfasste. Sie lebt in Ostholstein, mit Blick aufs Meer, war zehn Jahre Ballettelevin in Kiel, wirkte als Kind in Märchenspielen mit - und kam vom Theater nie ganz los. "Die Welt hinter meinem Text ist frei interpretierbar", erklärt sie, "jeder wird darin etwas anderes finden, das mit seinem Leben zu tun hat. Die Frauen sind Gegnerinnen. Aber die Bilanz, die sie am Ende ziehen, gibt ihnen auch die Chance zu einer Befreiung."

Marianne Rogée und Christiane Hecker sind miteinander befreundete Kolleginnen. Beide leben ín Köln und fahren einträchtig zu den Proben nach Düsseldorf. 2014 war Christiane Hecker in der "Komödie" in "Kalender Girls" zu sehen. Marianne Rogée gastierte zwar häufig am "Theater an der Kö", aber sehr lange nicht mehr an der Steinstraße. "Das war noch zu Zeiten der von mir heißgeliebten Ingrid Braut. Ingrid, die ganze Vorstellungen verlacht hat", erinnert sie sich an die Prinzipalin. Und auch die Ära, in der Couturier Hanns Friedrichs seine eleganten Kostüme schuf. "Alle seine Kleider hatten Taschen", berichtet Marianne Rogée. "An einer Stelle musste man ihm zuliebe immer die Hand in die Tasche stecken und dabei posieren oder sich um die eigene Achse drehen." Beide Schauspielerinnen waren eng mit Friedrichs befreundet. Nur einmal standen sie bisher gemeinsam auf der Bühne, ebenfalls in Düsseldorf: bei "Der Gärtner von Toulouse" in den einstigen "Kammerspielen". Jetzt freuen sie sich auf ihre Rededuelle in "Lotti und Lilya". Und finden durchaus Gefallen daran, dass nicht en suite sondern in Häppchen gespielt wird. Selbst wenn sie sich dann immer wieder neu in den umfangreichen Text reinfuchsen müssen. Werden sich die zwei Rivalinnen denn auch richtig fetzen? Christiane Hecker lächelt fein und nickt: "Ja. Die mögen sich nicht."

(RP)
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