Kunstakademie in Düsseldorf Alles im Abfluss - Das Spülbecken als Motiv

Düsseldorf · Die beachtetsten Werke beim Rundgang durch die Düsseldorfer Kunstakademie stammen nicht aus den Klassen Gursky, Schneider oder Anzinger, sondern aus dem Sanitärfachhandel. Das Spülbecken erfreut sich als Fotomotiv größter Beliebtheit.

Rundgang 2018 an Kunstakademie Düsseldorf: Spülbecken als beliebtes Motiv
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Kunstakademie Düsseldorf: Alles im Abfluss

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Foto: Klas Libuda

Und seit einigen Jahren ist es so, dass sich der Akademie-Rundgang nicht mehr nur durch Zeitungsartikel und Fernsehbeiträge ankündigt, sondern auch durch Spülbecken-Fotos im Internet. Wenn Facebook- und Instagram-Freunde anfangen, Fotos von Keramik- und Edelstahl-Spülen zu teilen, weiß man: Jetzt ist Rundgang.

Mit den Spülbecken ist in der Kunstakademie so gut wie jeder Klassenraum ausgestattet, man muss nicht danach suchen, sie sind immer entweder rechts oder - meistens - links der Tür, und während der Rundgang-Zeit sind sie stets gut gefüllt. Nicht mit Pinseln, Farben oder Kaffeetassen, sondern mit dem, was der Kunststudent zur Feier der Tage sonst so benötigt: König Pilsener, Club Mate und Montepulciano d'Abruzzo.

Blumen in den Spülbecken

Rundgang durch die Kunstakademie Düsseldorf
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Rundgang durch die Kunstakademie

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Foto: Endermann, Andreas

Noch häufiger aber finden sich Blumen in den Spülbecken, das ist so Brauch an der Akademie, dass die Ausstellenden damit beglückt werden. Wobei nicht von der Menge der Blumen auf die Beliebtheit des Künstlers geschlossen werden sollte. Zuweilen stellen ganze Klassen nahe einem Spülbecken aus, da kommt dann einiges zusammen. Zumal auch nicht alles, was in Eimern und Vasen aufbewahrt wird, große Blumenkunst ist. Manches Röslein sieht aus, als sei es noch schnell aus dem Supermarkt am Carlsplatz herbeigeschafft worden. Gut gemeint war das sicherlich. Auf den Böden daneben sitzen manchmal die Künstler, vom Vorabend noch leicht sediert. Während das ganze Haus aufblüht, sich Kunstkenner durch Klassenräume schieben und Schulklassen am Waffelstand Schlange stehen, führt das Ensemble an der Spüle sein Stillleben.

Als Hingucker ist das Spülbecken längst etabliert, in die Kunstgeschichte muss es erst noch eingeschrieben werden. Es gibt Bilder von Handwaschbecken (Kirchner) und von Blumensträußen (van Gogh); das Motiv "Spüle mit Blume" allerdings wird in der bildenden Kunst noch recht stiefmütterlich behandelt. Erste Vorstöße sind beim Rundgang zu sehen. In der Klasse Hörnschemeyer ist das Spülbecken in eine raumfüllende Installation integriert, aus dem Abfluss sprudelt es. Und im Obergeschoss haben Studenten von Katharina Grosse ihr Becken mit Augen und einem pinken Schopf umgestaltet.

Natürlich laden die Spülbecken auch dazu ein, sich auszumalen, wer darüber schon alles die Farbe von seinen Händen gewaschen hat. Wobei, Spuren großer Künstler lohnt es nicht zu suchen. Die meisten Becken sind entweder blitzblank oder bloß verkalkt. Auch zur Partizipation, einem der großen Themen im Ausstellungsbetrieb, laden die Spülbecken ein. Am Donnerstagabend etwa war im Klassenraum von Marcel Odenbach folgende Szene zu beobachten: Die Künstler dort hatten bei all dem Trubel offenbar ihre Blumen im Becken aus den Augen verloren. Eine Besucherin sah zunächst sorgenvoll hinein, stutzte kurz und gab dann reichlich Wasser nach.

Info Die Kunstakademie ist noch am Samstag und Sonntag zum Rundgang geöffnet; jeweils 10 bis 20 Uhr.

(kl)
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